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Barbara Wallner

Veröffentlicht am 14.04.2025

Mehr Raum für unternehmerische Visionen

„Wer Visionen hat, braucht einen Ort, um sich entfalten zu können“, lautet ein Leitsatz, der für das Konzept des Technologiezentrums Seestadt steht. Mit Bauteil tz3 will man einen Schritt weiter in eine nachhaltige Zukunft machen.

Mehr Raum für unternehmerische Visionen

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Mit dem dritten Bauteil (tz3) wächst das Technologiezentrum Seestadt um weitere 4600 Quadratmeter Produktions- und Büroflächen. Die Fertigstellung ist für Ende 2024 geplant, die ersten Mieter sollen Anfang 2025 einziehen. Im „workflow“-Interview erläutert Camilla Munksgaard, zuständige Projektleiterin in der Wirtschaftsagentur Wien, was man sich vom Ausbau erhofft, warum Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen müssen und was es mit dem Konzept der „produktiven Stadt“ auf sich hat.

Die beiden bestehenden Gebäude tz1 und tz2 bieten auf 14.000 Quadratmetern Raum für Unternehmen aus dem innovativen Technologiebereich. Nun geht der Ausbau in die nächste Etappe.


Frau Munksgaard, das Technologiezentrum Seestadt gilt als Standort für Unternehmen aus dem innovativen Technologiebereich. Welche Zukunftsbereiche sind konkret gemeint und warum braucht es einen neuen Bauteil?
 
Camilla Munksgaard: Wir haben im Technologiezentrum Seestadt über 30 Unternehmen in den ersten beiden Gebäuden versammelt und der Fokus liegt klar auf zukunftsweisenden, sprich innovativen und nachhaltigen Technologiefeldern. In den Gebäuden tz1 und tz2 finden sich etwa die Pilotfabrik für Industrie 4.0 der Technischen Universität Wien, das europäische Co-Location Zentrum von EIT Manufacturing, das Start-up TeraWind, das Windräder effizienter macht, oder Incus mit ihrem 3D-Druckverfahren für metallische Werkstoffe. Mit dem Bau des tz3 kommen wir der Nachfrage nach mehr Platz in diesem Innovationszentrum nach. So auch für das Start-up Arkeon, das mit seiner Unternehmensidee schnell wächst und im Technologiezentrum die ideale Fläche für seine Forschung und den Ausbau seiner Technologie gefunden hat. Das neue Gebäude erweitert also den gesetzten Schwerpunkt innovativer Technologien.

Smarte Produktion und innovative Technologien, die den Nachhaltigkeitsgedanken miteinbeziehen, sind von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung einer Großstadt. Was müssen moderne Mietflächen können, um ideale Rahmenbedingungen für diese zentralen Zukunftsbranchen zu schaffen? Und inwiefern wird das tz3 den Ansprüchen dieser technologieaffinen, nachhaltigkeitsorientierten Unternehmen gerecht?
 
Die Wirtschaftsagentur Wien errichtet Immobilien, die Unternehmen nur schwer am Markt finden. Daher legen wir im Technologiezentrum den Fokus auf Produktionsflächen, nicht nur im Erdgeschoß, sondern mit größerer Raumhöhe und Nutzlast auch in den oberen Stockwerken, eine Art „Produktion light“. Mit unserem flexiblen Raumkonzept können wir unterschiedliche Produktionsbedürfnisse abdecken. Individuell gestaltbar sind auch die Büros, die hohe Arbeits- und Aufenthaltsqualität bieten. Die Mieteinheiten können je nach Bedarf kombiniert werden und ermöglichen den Unternehmen eine enge Verknüpfung von Produktionsprozessen und Bürobetrieb. Zudem bietet die gemeinsame Nutzung der Grünflächen oder der Veranstaltungsräume in den ersten beiden Gebäuden zahlreiche Möglichkeiten zum Austausch und zur Vernetzung.

Bei Neubauten kommt dem Aspekt der energieeffizienten Standards eine immer größere Bedeutung zu. Was hat das tz3 diesbezüglich zu bieten?
 
Uns ist es wichtig, den Energieverbrauch zu minimieren und gleichzeitig ein optimales Arbeitsklima zu schaffen. Als hochtechnologischer Bau benutzt das tz3 die eigene Gebäudemasse zur Temperaturregulierung und setzt auch auf Grundwassernutzung, um sowohl Energieeffizienz als auch den Komfort für die Nutzer und Nutzerinnen zu gewährleisten. Neben großen Photovoltaikflächen wird es zudem als Niedrigenergiehaus über eine CO2-gesteuerte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verfügen. Das spart Strom- und Heizkosten. Junge Start-ups mit nachhaltigen Geschäftsmodellen, wie sie im Technologiezentrum zu finden sind, schätzen ein Gebäude mit kleinem CO2-Fussabdruck.

Um zu einer Steigerung der Ressourcen-, Energie- und Kosteneffizienz beizutragen, kooperiert die Wirtschaftsagentur mit „Digital Findet Stadt“, jener Plattform, welche die digitale Innovationskraft der österreichischen Bau- und Immobilienwirtschaft stärken soll. Stichwort Digitaler Zwilling: Welche Rolle spielt beim tz3 das digitale Gegenüber der physischen Immobilie? Inwieweit profitieren letztendlich auch die künftigen Mieter von der Digitalisierung des Gebäudes?
 
Schon mit dem zweiten Gebäude, dem tz2, wurden bei Fertigstellung und Inbetriebnahme erste Möglichkeiten eines Digitalen Zwillings getestet. Das dritte Gebäude haben wir nun mit Building Information Modeling, kurz BIM, von Anfang an geplant. Das im Hintergrund laufende Reporting des Facility Managements soll in Zukunft Optimierungspotenziale entdecken und Störungen schneller beseitigen. 

Das Technologiezentrum Seestadt hilft als beforschtes Objekt der Forschungsgesellschaft ASCR dabei, neue Wege mit minimalem Energieeinsatz aufzuzeigen.

Camilla Munksgaard

Projektleiterin bei der Wirtschaftsagentur Wien

Für die Mieter und Mieterinnen stellt dies eine erweiterte Serviceleistung dar, um Ressourcen und Kosten zu sparen sowie Ambiente, Raumtemperatur und Belichtungsverhältnisse angenehm zu gestalten.
 
Die Seestadt hat sich dem Konzept der „Produktiven Stadt“ verschrieben, sprich der Nutzungsmischung zwischen Wohnen und Arbeiten, um urbane Produktion in die Stadtentwicklung zu integrieren. Was kann das tz3 dazu beitragen?
 
Mit dem Technologiezentrum Seestadt wie auch dem Gewerbehof Seestadt zeigen wir, wie Produktion in einer Zwei-Millionen- Einwohner-Stadt funktionieren kann. Denn wo gelebt wird, muss auch Platz zum Arbeiten sein. Das Konzept „Produktive Stadt“ sichert Flächen für innovative Industrie und Produktion, mit fünf Prozent der Gesamtfläche Wiens als Betriebsfläche. In Stadtentwicklungsgebieten wie der Seestadt Aspern wird der Raum geschaffen, in dem Unternehmen an ihren Visionen arbeiten können, am Beispiel etwa des Technologiekonzerns Hoerbiger mit seinen rund 500 Beschäftigten. Gemeinsam mit den Unternehmen im Technologiezentrum wird so ein führender Hub für nachhaltige Innovationen gebildet und der Standort Seestadt als Ort für zukunftsorientierte Unternehmen gestärkt. Davon sind wir überzeugt.

Camilla Munksgaard, Projektleiterin bei der Wirtschaftsagentur Wien © Wirtschaftsagentur Wien/Karin Hackl

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