Frau Munksgaard, das Technologiezentrum Seestadt gilt als Standort für Unternehmen aus dem innovativen Technologiebereich. Welche Zukunftsbereiche sind konkret gemeint und warum braucht es einen neuen Bauteil?
Camilla Munksgaard: Wir haben im Technologiezentrum Seestadt über 30 Unternehmen in den ersten beiden Gebäuden versammelt und der Fokus liegt klar auf zukunftsweisenden, sprich innovativen und nachhaltigen Technologiefeldern. In den Gebäuden tz1 und tz2 finden sich etwa die Pilotfabrik für Industrie 4.0 der Technischen Universität Wien, das europäische Co-Location Zentrum von EIT Manufacturing, das Start-up TeraWind, das Windräder effizienter macht, oder Incus mit ihrem 3D-Druckverfahren für metallische Werkstoffe. Mit dem Bau des tz3 kommen wir der Nachfrage nach mehr Platz in diesem Innovationszentrum nach. So auch für das Start-up Arkeon, das mit seiner Unternehmensidee schnell wächst und im Technologiezentrum die ideale Fläche für seine Forschung und den Ausbau seiner Technologie gefunden hat. Das neue Gebäude erweitert also den gesetzten Schwerpunkt innovativer Technologien.
Smarte Produktion und innovative Technologien, die den Nachhaltigkeitsgedanken miteinbeziehen, sind von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung einer Großstadt. Was müssen moderne Mietflächen können, um ideale Rahmenbedingungen für diese zentralen Zukunftsbranchen zu schaffen? Und inwiefern wird das tz3 den Ansprüchen dieser technologieaffinen, nachhaltigkeitsorientierten Unternehmen gerecht?
Die Wirtschaftsagentur Wien errichtet Immobilien, die Unternehmen nur schwer am Markt finden. Daher legen wir im Technologiezentrum den Fokus auf Produktionsflächen, nicht nur im Erdgeschoß, sondern mit größerer Raumhöhe und Nutzlast auch in den oberen Stockwerken, eine Art „Produktion light“. Mit unserem flexiblen Raumkonzept können wir unterschiedliche Produktionsbedürfnisse abdecken. Individuell gestaltbar sind auch die Büros, die hohe Arbeits- und Aufenthaltsqualität bieten. Die Mieteinheiten können je nach Bedarf kombiniert werden und ermöglichen den Unternehmen eine enge Verknüpfung von Produktionsprozessen und Bürobetrieb. Zudem bietet die gemeinsame Nutzung der Grünflächen oder der Veranstaltungsräume in den ersten beiden Gebäuden zahlreiche Möglichkeiten zum Austausch und zur Vernetzung.
Bei Neubauten kommt dem Aspekt der energieeffizienten Standards eine immer größere Bedeutung zu. Was hat das tz3 diesbezüglich zu bieten?
Uns ist es wichtig, den Energieverbrauch zu minimieren und gleichzeitig ein optimales Arbeitsklima zu schaffen. Als hochtechnologischer Bau benutzt das tz3 die eigene Gebäudemasse zur Temperaturregulierung und setzt auch auf Grundwassernutzung, um sowohl Energieeffizienz als auch den Komfort für die Nutzer und Nutzerinnen zu gewährleisten. Neben großen Photovoltaikflächen wird es zudem als Niedrigenergiehaus über eine CO2-gesteuerte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung verfügen. Das spart Strom- und Heizkosten. Junge Start-ups mit nachhaltigen Geschäftsmodellen, wie sie im Technologiezentrum zu finden sind, schätzen ein Gebäude mit kleinem CO2-Fussabdruck.
Um zu einer Steigerung der Ressourcen-, Energie- und Kosteneffizienz beizutragen, kooperiert die Wirtschaftsagentur mit „Digital Findet Stadt“, jener Plattform, welche die digitale Innovationskraft der österreichischen Bau- und Immobilienwirtschaft stärken soll. Stichwort Digitaler Zwilling: Welche Rolle spielt beim tz3 das digitale Gegenüber der physischen Immobilie? Inwieweit profitieren letztendlich auch die künftigen Mieter von der Digitalisierung des Gebäudes?
Schon mit dem zweiten Gebäude, dem tz2, wurden bei Fertigstellung und Inbetriebnahme erste Möglichkeiten eines Digitalen Zwillings getestet. Das dritte Gebäude haben wir nun mit Building Information Modeling, kurz BIM, von Anfang an geplant. Das im Hintergrund laufende Reporting des Facility Managements soll in Zukunft Optimierungspotenziale entdecken und Störungen schneller beseitigen.