Lil-y am See und PIER05 sind die Aushängeschilder an der zukünftigen Waterfront der Seestadt. workflow sprach mit zwei treibenden Kräften hinter diesen riesigen Immobilienprojekten, der Geschäftsführerin Ingrid Soulier und der Projektleiterin Andrea Gödel.

Die Macherin' hinter PIER05
Das PIER05 an der Waterfront direkt an der U2-Station Seestadt ist ein bahnbrechendes Leuchtturmprojekt: Vier nachhaltige Gebäude, davon zwei elegante Hochhäuser mit rund 60 und 85 Metern Höhe, vereinen innovative Technik, grünes Design und das Flair großzügiger, zweigeschoßiger Arkaden als Flanier- und chillige Lokalzone – ein spektakuläres und sehenswertes Vorbild für zukunftsweisendes Wohnen und Arbeiten!

Andrea Gödel ist Projektleiterin bei der STC Development, einem Unternehmen, das für nachhaltige Projektentwicklungen und die Errichtung fortschrittlicher, zukunftsweisender Immobilien im Rahmen der Quartiersentwicklung steht.
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Wie sehr hat Ihr Elternhaus Ihre Berufsentscheidung beeinflusst?
Andrea Gödel: Mein Vater ist Maschinenbauingenieur. Als Kind wollte ich das nie werden, aber das änderte sich mit der Zeit und heute bin ich doch Diplom-Ingenieurin. In unserer Familie war wichtig, dass bei uns unabhängig von der Rollenverteilung meiner Eltern große Gleichberechtigung herrschte. Entscheidungen trafen wir meist gemeinsam. In unserer Familie gab es nie die Aussage, dass Mädchen bestimmte Dinge nicht tun dürfen, nur weil sie Mädchen sind. Mein Vorbild war auch meine Oma, die früh in einem männerdominierten Umfeld arbeitete und sich für Frauen in der Arbeitswelt engagierte.
Wie kam es zum Architekturstudium?
Andrea Gödel: Nach dem Abitur wollte ich etwas Praktisches machen und habe mich für eine Schreinerlehre entschieden, stellte aber gegen Ende der Ausbildung fest, dass ich mehr Herausforderung benötige. Ich habe dann beschlossen, Architektur zu studieren. Danach hat mich mein Karriereweg vom kleinen Architekturbüro über verschiedene Stationen bis zu STC geführt. Bei jedem Jobwechsel habe ich mich weiter von der klassischen Architekturplanung entfernt und mich immer mehr dem Projektmanagement zugewendet.
Heute koordinieren Sie als Projektleiterin das gesamte Projekt PIER05. Wo sind die größten Herausforderungen?
Andrea Gödel: Als STC wickeln wir die gesamte Projektentwicklung im Haus ab. Das beinhaltet die Projektsteuerung genauso wie die Planung oder die Vermarktung. Natürlich haben wir gerade bei der Planung ein hervorragendes Team an unserer Seite, aber wir beteiligen uns stark am Planungsprozess. Größte Herausforderung ist, alle rechtlichen, architektonischen und wirtschaftlichen Anforderungen unter einen Hut zu bringen und eine Immobilie zu schaffen, die sich gut vermarkten lässt, nachhaltig und zukunftsfähig ist sowie gleichzeitig auch noch finanzierbar. Die Kleinteiligkeit des Projektes macht das nicht leichter – ein bisschen wie Tetris für Fortgeschrittene.
Kann ein Projekt eine weibliche Handschrift tragen?
Andrea Gödel: Es kommt nicht auf das Geschlecht an, sondern auf die persönlichen Fähigkeiten. Als Projektleiterin ist es wichtig, den Überblick zu bewahren, stressresistent zu sein und flexibel auf sich ändernde Situationen zu reagieren.
Ein Projekt trägt immer die Handschrift aller Beteiligten. Nur so kann es am Ende ausgewogen, optimiert und gleichzeitig facettenreich sowie zukunftsfähig sein.
Andrea Gödel
Projektleiterin bei der STC Development
Was fasziniert Sie an der Projektentwicklung?
Andrea Gödel: Mich begeistert immer wieder die Möglichkeit, den Werdegang eines Projektes von Anfang an begleiten und steuern zu können – zu sehen, wie aus den ersten Ideen schließlich ein fertiges Gebäude oder Gebäudeensemble entsteht, ist einfach toll. Auch die Vielschichtigkeit der Themen und die Zusammenarbeit mit den zahlreichen unterschiedlichen Projektbeteiligten ist für mich unglaublich spannend. Wenn gemeinsam Lösungen für vermeintliche Probleme gefunden oder neue Herausforderungen bewältigt worden sind, dann sind das echte Erfolgserlebnisse, die auch das Team eng zusammenschweißen.
STC entwickelte viele faszinierende Projekte. Wodurch hebt sich das PIER05 ab?
Andrea Gödel: Im Vordergrund stehen bei der STC immer Nachhaltigkeit, Innovation und Zukunftsfähigkeit. Das Besondere beim PIER05 ist, dass zu unseren eigenen hohen Ansprüchen noch sehr ambitionierte Vorgaben der Seestadt kommen. Die Ziele insbesondere hinsichtlich Energieeffizienz sind gar nicht so leicht umsetzbar, aber wir haben gemeinsam ein tolles Technikkonzept entwickelt, das optimal die Ressourcen vor Ort und Synergien nutzt. Bei uns wird z.B. die Abluftwärme aus den Wohnungen genutzt, um das Warmwasser zu bereiten. Wir hatten auch noch nie ein derart komplexes Projekt auf so engem Raum. Der Abstimmungsaufwand ist beim PIER05 definitiv höher als bei anderen Projekten in vergleichbarer Größe.
Lassen Sie uns daran teilhaben, wie so ein Projekt entsteht. Was waren die entscheidenden Überlegungen bei PIER05?
Andrea Gödel: Der Mikrostandort ist äußerst attraktiv. Die direkte Lage am See und unmittelbar an der U-Bahn-Station ist in dieser Form einmalig und hat sofort großes Potenzial erkennen lassen. Natürlich war uns auch bewusst, dass die städtebauliche Grundkonzeption wirtschaftlich nicht optimal ist. Die schlanken Gebäudeformen bringen Herausforderungen mit sich, entfalten aber auch eine ganz besondere architektonische Wirkung, die für den Standort prägend sein wird. Ein weiterer entscheidender Faktor war die Initiative aspern klimafit mit ihren klar definierten Kriterien für ökologische Qualität. Diese Anforderungen decken sich in hohem Maß mit den Zielen und der Haltung unseres Unternehmens.
Was ist Ihr persönliches Highlight bei PIER05?
Andrea Gödel: Wir haben ein großartiges und engagiertes Projektteam. Es ist auch das erste Mal, dass ich bei einem Projekt mit zwei unterschiedlichen Architekten arbeite. Die Abstimmungen laufen reibungslos. Jeder denkt mit und schaut auch mal über den Tellerrand. Das hat natürlich sehr positive Auswirkungen auf die Planungsqualität.
Worin sehen Sie den besonderen Beitrag des PIER05?
Andrea Gödel: PIER05 ist gewissermaßen das Tor zum gesamten nördlichen Teil der Seestadt – ein zentraler Knotenpunkt, an dem vieles zusammenläuft. Durch die unmittelbare Nähe zur U-Bahn-Station ist die Lage extrem öffentlichkeitswirksam. Hier kreuzen sich zahlreiche Wegebeziehungen, Menschen kommen ganz automatisch vorbei. Das verleiht dem Standort eine enorme Frequenz. Besonders spannend ist, dass trotz der relativ kleinen Grundstücksfläche ein großzügiges gastronomisches Angebot vorgesehen ist. Das wird dem Ort nicht nur Leben einhauchen, sondern auch eine starke urbane Atmosphäre schaffen. Wir sind überzeugt, dass genau diese Mischung aus Anbindung, Frequenz und Gastronomie dazu beitragen wird, neue Zielgruppen anzusprechen und das Quartier nachhaltig zu beleben.
Die Macherin' hinter Lil-y am See
Lil-y am See wird ein Wohnresort der Extraklasse: Ein lebendiges, grünes Meisterwerk aus Hochpunkten, einem Gebäudesockel, der das gesamte Ensemble verbindet und eine zweite grüne Ebene entlang der Promenade schafft, Dachgärten und attraktiven Gewerbeflächen. Hier verschmelzen Natur, Komfort und urbanes Leben zu einem einzigartigen Treffpunkt!

Ingrid Soulier führt gemeinsam mit ihrem Mann Philippe Soulier die Soulier Real Estate GmbH, die zur 2019 gegründeten Soulier Holding bzw. der IPSO Privatstiftung gehört, in der u.a. die Firma Maplan mit ihren weltweittätigen Tochtergesellschaften und Niederlassungen integriert ist.
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Sie kommen aus einer traditionellen Unternehmerfamilie. Wie spiegelte sich das in Ihrer Kindheit und Jugend und wie sehr hat es Ihre Berufsentscheidung beeinflusst?
Ingrid Soulier: Das Maschinenbau-Familienunternehmen Starlinger war in unserer Familie allgegenwärtig und hat immer unser Leben bestimmt. Eine Work-Life-Balance' kannten wir nicht. Die Arbeit war nie bloß Job, sondern Leidenschaft. Wir drei Kinder erhielten kein Taschengeld, durften aber bei Bedarf im Betrieb mithelfen, wodurch wir früh unternehmerische Erfahrungen sammelten. Für mich war klar, dass ich selbst einmal Unternehmerin werde, doch damals war eine Karriere im Familienbetrieb nicht geplant.
Trotzdem landeten Sie im Familienunternehmen. Wie kam es dazu?
Ingrid Soulier: Mein Bruder entschied sich anfangs für eine künstlerische Laufbahn, daher kam die Übernahme des Familienunternehmens für ihn damals nicht in Frage. Nach der Krebsdiagnose meines Vaters 1998 übernahmen meine Schwester und ich die Leitung. Unsere Eltern lebten uns Gleichberechtigung vor – für uns selbstverständlich. Das Personal war wenig begeistert, da Frauen und Familienmitglieder in Führungsrollen oft unterschätzt werden. Wir mussten uns immer wieder beweisen.
Sie sind mehrfache Mutter. Wie brachten Sie Job und Familie unter einen Hut?
Ingrid Soulier: Als unsere fünf Kinder zwischen null und acht Jahre alt waren, gingen mein Mann und ich von 1990 bis 1998 nach Südfrankreich. Dort gab es schon damals Ganztagsbetreuung und Ganztagsschulen. Es war normal, dass Mütter berufstätig sind. Ich habe mittlerweile 14 Enkelkinder. Denen erzähle ich gerne, dass mein Vater ständig in seiner Firma beschäftigt war und ich trotzdem nie das Gefühl hatte, auf ihn verzichten zu müssen.
Wie ging Ihre Karriere weiter?
Ingrid Soulier: Als mein Vater 2002 verstarb, wurde ein Beirat für das Firmengeflecht gegründet, in dem ich mit meinen Geschwistern und meiner Mutter saß. Ich wollte aber immer schon ein eigenes Unternehmen leiten. 2012 teilten wir die Firmen auf. Meine Schwester wurde alleinige Geschäftsführerin von Starlinger, mein Bruder übernahm die Firma SML und ich und mein Mann die Maschinenbaufirma Maplan, die mein Vater neben anderen Firmen gekauft hatte. Als wir Maplan übernahmen, ging es der Firma schlecht. Wir haben den Umsatz vervierfacht, Gewinne erzielt und sind auch die letzten Jahre gut durch die Krise gekommen.
Sowohl Ihr Vater als auch Ihre Mutter waren unternehmerisch tätig. Von wem würden Sie sagen, haben Sie das unternehmerische Gen besonders vererbt bekommen?
Ingrid Soulier: Es ist eine Kombination aus beiden Einflüssen. Für meine Mutter stand finanzielle Selbstständigkeit an erster Stelle. Sie zeigte mir, andere Menschen niemals zu unterschätzen, da sie selbst als Ärmste im Dorf unterschätzt und unterdrückt wurde. Von meinem Vater habe ich den Weitblick und die Erkenntnis, dass Geduld und Demut essenziell sind.
Wie kam es zur Begeisterung für die Immobilienentwicklung?
Ingrid Soulier: Immobilien haben mich stets fasziniert. In Frankreich führte ich von 1990 bis 1998 ein Maklerbüro. Zwischen 1998 und 2012 erwarben, verwalteten und erweiterten mein Mann und ich mehrere Zinshäuser, doch echte Projektentwicklung war noch kein Thema.
Wohnen ist ein Grundbedürfnis, und als Entwickler hat man die Möglichkeit, nachhaltige, langlebige Projekte zu realisieren. Das treibt mich an.
Ingrid Soulier
Soulier Real Estate GmbH
Mit der Firmenaufteilung erweiterten wir unser Immobilienportfolio und professionalisierten das Management. Neben Zinshäusern erwarben wir auch Grundstücke, darunter die ehemalige Bestattung im vierten Bezirk in der Goldeggasse. Das Projekt „Golden Gardens“ war sofort ein Erfolg.
Wie kam es zur Idee für das Waterfront-Projekt?
Ingrid Soulier: Um ein wirkliches Meisterstück auf diesem Grundstück umsetzen zu können, wurde mittels eines hochkarätigen Architekturwettbewerbs ein würdiger Sieger ermittelt, nämlich F+P/Ouerkraft Architekten. Ich bin davon überzeugt, dass die Architekten mindestens so viel Spaß und Stolz haben wie wir, dieses außergewöhnliche Projekt zu verwirklichen. Der Name Lil-y am See ist spontan entstanden. Wir wussten, dass die Straßen in der Seestadt berühmte Frauennamen tragen. Das Brainstorming – weiblich, direkt am Wasser, Wasserblume, leicht zu merken – brachte uns zu dem Namen.
Warum ist die Seestadt der optimale Platz für ein Projekt wie Lil-y am See?
Ingrid Soulier: Unser Bestreben ist, uns Ingrid Soulier von Projekt zu Projekt zu steigern. Für unsere Neubauprojekte gehen wir auch außerhalb des Gürtels und versuchen immer, die besten Grundstücke zu erwerben. So auch in der Seestadt. Wir haben das ,Filet-Stück' an der Waterfront mit der längsten unmittelbaren Wasserpromenade. Mir war klar, dass an diesem tollen Standort etwas entstehen muss, das bei Nachhaltigkeit und Lebensqualität höchste Maßstäbe setzt. Bei all unseren Immobilienprojekten spielen erneuerbare Energien eine wichtige Rolle. Wir haben schon in unseren Zinshäusern in der Innenstadt seit 25 Jahren Brunnen-Wärmepumpen, mit denen wir heizen und kühlen. Bei Golden Gardens haben wir das größte Erdwärmesondenfeld innerhalb des Gürtels. In der Seestadt werden wir nochmals etwas drauflegen, mit begrünten Sockelgebäuden, Dachgärten, PV-Fassaden.
Wie wird Lil-y am See die Seestadt verändern?
Ingrid Soulier: Lil-y am See wird die Seestadt in vielerlei Hinsicht bereichern. Sie verbindet das raffinierte Energiekonzept mit eleganter Architektur und Funktionalität. Sie wird mit ihrer Promenade ein Anziehungspunkt für alle Seestadtbewohner. Schon heute sind die Leute von dem Modell begeistert und unsere Projekte sehen am Ende in der Regel genauso aus wie die Renderings.