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Autor*in

Christian Scherl

Veröffentlicht am 01.01.2024

Gute Schwingungen

Freiräume sind zentral beim Seecarré. Die „Grüne Saite“ etwa wird sich als lebendiger Straßenraum in das Quartier einfügen.

Gute Schwingungen

Zur Person: Nikola Frizberg-Nilsson verantwortet in der Wien 3420 aspern Development AG die Planung für den öffentlichen Raum der Seestadt.

Die "Grüne Saite"

Sie ist ein ganz spezieller Straßenraum, die „Grüne Saite“. Sie wird das Seecarré prägen und fein abgestimmt sein auf die anderen Mitspieler: die Quartiersstraßen, Fahrradwege und die Sonnenallee, die rund um die inneren Quartiere der Seestadt führt und das Quartier erschließt. Sie wird „ein lebendiger, verkehrsberuhigter Straßenraum werden, der für hohe Lebensqualität steht“, sagt Nikola Frizberg-Nilsson. Sie verantwortet in der Entwicklungsgesellschaft die Planung für den öffentlichen Raum.

Wie eine Partitur

Laut der von Gehl Architects konzipierten „Partitur des öffentlichen Raums“ soll die Grüne Saite wie bei einem Musikinstrument mit drei weiteren Stadträumen harmonisch zusammenspielen. Sie bildet mit dem geschwungenen Straßenzug „La Linea“ darin den Abschnitt für Freizeit und Naherholung – die Rote Saite steht mit der Einkaufsstraße für Handel und Kultur, die Gelbe Saite mit der Sonnenallee für infrastrukturelle Vernetzung, die Blaue Saite mit der Seepromenade für Erholung am Wasser. „Das Besondere ist, dass der Straßenzug geschwungen ist und eine Verbindungsfunktion zu den angrenzenden Wohngebäuden, den Parks und den Gewerbeflächen hat“, so Frizberg-Nilsson.

 

Dazu wird unter anderem ein langfristig angelegter Beteiligungsprozess durchgeführt. Eingangs wurden die unterschiedlichsten Zielgruppen befragt, um möglichst viele Interessen zu erfassen und daraus ein passendes Freiraumkonzept für verschiedene Alters- und Interessensgruppen zu entwickeln. Die Ergebnisse der Umfrage flossen in die Kriterien der Architekturwettbewerbe ein – somit fand ein erster partizipativer Ansatz bereits vor der Planung statt. Das sogenannte „Sounding Board“, bei dem Stakeholder-Repräsentant*innen die Interessen der unterschiedlichen Zielgruppen einbringen, ist laufend in den Planungsprozess eingebunden.

Kluges Verkehrskonzept

Die geschwungene Form von „La Linea“ bringt allerdings zusätzliche Herausforderungen mit sich. Müllfahrzeuge, Liefer- oder Pflegedienste müssen ungehindert zu den Gebäuden zufahren können. Besonders wichtig ist die Verkehrssicherheit. „Bei einem geschwungenen Straßenzug können Bäume für Einsatzfahrzeuge zu Hindernissen werden. Zudem verlangt der Brandschutz teilweise große befestigte Flächen, die man in einem Freiraumkonzept eher gering halten möchte, weil sie auf Kosten von Grünraum gehen. Wir haben also ein Brandschutzkonzept über das gesamte Quartier gelegt, um die Versiegelung so gering wie möglich zu halten, ohne Abstriche beim Brandschutz“, sagt Frizberg-Nilsson. Auch zukünftige Baustraßen und technische Infrastruktur der Baufelder müssen weit im Vorfeld in der Freiraumplanung mitgedacht werden. „Sonst könnte es passieren, dass die technischen Parameter wie Kanal- und Wasserversorgung die Gestaltung stark vorgeben.“ Und das wäre wiederum kontraproduktiv für innovative Lösungen.

Die Erdgeschoßzonen der Grünen Saite werden eine Mischung aus Wohnbau, Gemeinschaftsräumen, Gewerbelokalen und sozialen Angeboten wie Kindergärten. Die Sockelzonen sind ebenfalls sehr speziell. Der herkömmliche Regelquerschnitt von Straßen gliedert sich in Gebäude – Gehsteig – Grünfläche – Fahrstreifen. Bei der Grünen Saite schließen die Grünflächen hingegen direkt an die Grundstücksgrenzen an. „Wir müssen bei der Freiraumplanung flexibel bleiben, da wir die Zugänge zu den Gebäuden erst kennen, wenn die Siegerprojekte der Wettbewerbe feststehen.“ Über die Quartierswerkstatt sind die Freiraumplaner mit den Bauträgern im Austausch, um stets über die aktuellen Entwicklungen informiert zu sein und gemeinsam die Planungen zu optimieren.

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