Japan, Korea und China überlegen bereits wie sie gemeinsame Stadtagglomerationen umsetzen. „Vielleicht passt für uns diese österreichische Minimundus-Br...
Japan, Korea und China überlegen bereits wie sie gemeinsame Stadtagglomerationen umsetzen. „Vielleicht passt für uns diese österreichische Minimundus-Brille, aber auch wir müssen mit dem Stadtbegriff völlig neu umgehen. Wenn wir hier planen, dürfen wir die globale Dimension überhaupt nicht aus den Augen verlieren“, so Christian Smoliner, der im Wissenschaftsministerium die Abteilung „Forschung und Innovationen für die Zukunft“ leitet.
Besonders beeindruckt zeigt er sich vom Vortrag von Carlo Ratti, der Massen- und Energieflüsse mittels besonderer Software sichtbar macht und gängige planerische Annahmen über Bewegungen in Stadträumen völlig auf den Kopf stellt.
Ratti zeigte am Beispiel eines amerikanischen Bundesstaates mit wem die BewohnerInnen kommunizieren. Ergebnis war, dass die Kommunikation über die politisch-geografischen Grenzen hinaus wesentlich stärker ist als angenommen, wodurch sich völlig andere Räume eröffnen. „Solche funktionalen Einheiten müssten sich in Planungsdokumenten stärker äußern als bisher. Vielleicht gelangt man über solche funktionellen Beschreibungen zu neuen Raumdefinitionen. Und das könnte auch helfen, die Nachhaltigkeit zu implementieren“, überlegt Christian Smoliner.
Gefragt zu Erkenntnissen aus Alpbach für aspern Die Seestadt Wiens nennt der Experte in Sachen Nachhaltigkeit vier wesentliche Aspekte:
„Wien liegt momentan an 1. Stelle der lebenswerten Städte – vor Vancouver. Nutzen wir diese extrem guten Ausgangsbedingungen, um weltweit Vorreiter zu sein, wir haben die Gunst eines Wienerwaldes für unser Stadtklima, wir liegen an steilen Gradienten sei es Demografie und Landschaftsökologie und an interessanten Schnittstellen im europäischen politischen System; Vorreiter für ein Gesamtkonzept zu sustainable bzw. smart cities.“ Hier ortet Smoliner noch kein aktives Zeichen der Politik.
Trotz aller Herausforderung in Sachen Migration beweist Wien immerhin, dass es kein China Town in Wien gibt. Auch mit diesen Erfahrungen könnte man viel aktiver umgehen.
Und wir haben hohe Kompetenz an wissenschaftlichen Einrichtungen, die ein weltweites Netzwerk haben – daraus wird noch nicht genug Nutzen gezogen.
Eine ganz wichtige Chance sieht Smoliner im Start einer Begleitforschung und eines permanenten Monitorings für aspern Seestadt. „Es ist ja ein Experiment, mich erinnert das an die Insel Third Sea (Vulkaninsel in Nordsee), die über die Jahrzehnte beobachtet wurde. Bereits jetzt sollte man sich kluge Forschungsfragen und Indikatoren dazu überlegen. Man könnte mit peer groups arbeiten, die incentives als Anreiz erhalten. Es wäre interessant auch mit Menschen, die aus aspern ausziehen werden in Kontakt zu bleiben, um Feedback zu bekommen.“ Smoliner fände es auch spannend zu erforschen, ob das, was sie dort erlebt und gelernt haben in irgendeiner Form ihr weiteres Leben und Wohnen beeinflusst oder auch die Frage, „ob aspern Spuren im Gesamtsystem hinterlässt“.
Und eins noch zum Schluss: Unser Gesprächspartner würde die „Welt stärker in aspern hereinlassen“ und meint, dass Bezüge zu ähnlichen Stadtentwicklungsprojekten hergestellt werden sollten. Ganz bewusst könnte man damit einen Kontrapunkt zum Klischee der Provinzialität setzen!