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ex.alp: erfolgreich gescheitert – ein Live-Experiment zu Gemeinnutzen
Alle reden vom "besseren" Wirtschaften. Dieses soll einerseits wettbewerbsorientiert, effizient und für den einzelnen profitabel sein, andererseits aber auc...
Alle reden vom "besseren" Wirtschaften. Dieses soll einerseits wettbewerbsorientiert, effizient und für den einzelnen profitabel sein, andererseits aber auch das Wohl der Gemeinschaft im Auge haben. Aber wie verhalten sich Menschen wirklich, wenn es darauf ankommt? Lässt sich kooperatives Verhalten fördern? Im Rahmen eines gemeinsamen Experiments erlebten die TeilnehmerInnen das Spannungsfeld zwischen Profitmaximierung und nachhaltigem Wirtschaften, aber auch die Kraft des Handelns.
Ausgehend von einem Euro Spielkapital, das die 122 TeilnehmerInnen zu Beginn erhielten, stellte sich für jede/n die Frage: egoistisch handeln, mit der Aussicht auf Gewinn, oder das Gemeinwohl unterstützen. Die Spielregel dazu: der Euro kann anonym in einen Gemeinschaftstopf eingezahlt werden, die Summe wird verdoppelt und zu gleichen Teilen an alle wieder ausgezahlt. Unabhängig davon, ob sie eingezahlt haben oder nicht. Das bedeutet, dass wenn theoretisch alle einzahlen, der Gemeinschafts- und der individuelle Gewinn maximiert wären. Trotzdem gibt es immer EgoistInnen, die auf einen höheren individuellen Nutzen setzen. Dieser Ein- und Auszahlungsprozess wiederholte sich vier Mal. Dazwischen wurde die Stimmung abgefragt und einem Stimmungsbarometer festgehalten.
Vor jeder Runde war ein Board von ExpertInnen – beraten von einem Weisenrat – aufgefordert, Interventionen zu setzen, um das Verhalten bei der nächsten Runde in Richtung Optimierung des Gemeinwohls zu setzen. Dabei waren Christian Felber, Experte für Gemeinwohlökonomie, Harald Katzmeier, Netzwerkforscher und Neurobiologe Claus Lamm durchaus kreativ: Drohungen mit mehr Bürokratie, Aufhebung der Anonymität, soziale Kontrolle, Nominierung von Kontrollorganen aus der Bevölkerung, Aufnahme einer weiblichen Expertin in den ExpertInnenrat, all das konnte aber nicht verhindern, dass ein gewisser Anteil von EgoistInnen vor allem an sich selbst dachten. Und das obwohl in diesem Setting der Druck zum „sozial erwünschen Verhalten“ durchaus spürbar war.
Aufgrund eines früheren Logistikfehlers bei der Bemessung Auszahlung ist zwar die Simulation als solche gescheitert, für die Auseinandersetzung mit der Frage, was gemeinwohlorientiertes Verhalten befördern könnte, jedoch eine gute Anregung, weniger im Sinne rationaler Erkenntnisse als viel eher emotionaler Erfahrungen.