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Plansinn

Veröffentlicht am 25.08.2011

Stadtentwicklung | Innovation | Urban Lab

ex.alp: Das gemeinsame gute Leben zur Bekämpfung der Armut

Es seien die Beziehungen, die Armut verhindern bzw. reduzieren ist sich Michaela Moser sicher. Im Interview mit ex.alp hält die Vizepräsidentin der Armutsk...
ex.alp: Das gemeinsame gute Leben zur Bekämpfung der Armut
Es seien die Beziehungen, die Armut verhindern bzw. reduzieren ist sich Michaela Moser sicher. Im Interview mit ex.alp hält die Vizepräsidentin der Armutskonferenz ein Plädoyer für die Reduktion von Armut durch nachbarschaftliches Zusammenleben. „Wenn Menschen Beziehungen aufbauen, dann versuchen sie auch sich gegenseitig zu unterstützen“, so Moser. Das Erkennen von Einkommensdisparitäten in unmittelbarer Nachbarschaft sei Motivation genug, Menschen mit geringerem Einkommen unter die Arme zu greifen. Moser sieht Parallelitäten zwischen aspern Seestadt und dem Wohnbau am Nordbahnhof, wo sie einziehen wird. Ein Erfolgsrezept für soziale Nachhaltigkeit sei eine gute Mischung aus Leuten unterschiedlicher Herkunft, sei es Länder, Religionen, soziale Schicht oder auch Einstellungen. Wie das gelingen kann? – beispielsweise durch die Anlage einer gewissen Zahl von Solidaritätswohnungen in einem Wohnbau. Ein Prozess wie aktuell am Nordbahnhof, wo ein Wohnbau mit 60 Erwachsenen und 20 Kindern kooperativ geplant wird, lässt viele Beteiligte über unterschiedliche Einkommensverhältnisse zum ersten Mal nachdenken. „Anfangs macht sich Angst breit, weil man was hergeben muss. Doch sie weicht, sobald wir das gemeinsame gute Leben von allen in den Vordergrund stellen. Im Diskurs der zukünftigen BewohnerInnen entwickelte sich rasch einen Konsens, dass ein Abgeben an Andere Sinn macht“. Dazu sei allerdings viel Offenheit nötig und ob und wie die BewohnerInnenschaft am Nordbahnhof ihr Einkommen tatsächlich gemeinsam verwalten wird, ist eine nächste Geschichte. Michaela Moser freut sich jedenfalls darauf, das im Kleinen auszuprobieren. In neuen Stadtentwicklungsgebieten wie aspern Seestadt gibt es laut Moser sehr viel Potenzial für die Armutsbekämpfung und neue Umgangsformen sind zu lernen. Die Frage ist allerdings auch, wie man sozioökonomische Ungleichheit erst gar nicht aufkommen lässt. „Ich glaube, wir brauchen die unmittelbare Erfahrung, dass es uns besser geht, wenn die Kluft zwischen Arm und Reich nicht so groß ist“, so die Sozialexpertin. Laut ihrer Einschätzung braucht es Begegnungsorte, wo die verschiedenen Potenziale der Menschen mehr ans Tageslicht rücken als ihre Differenzen; Räume und Orte, wo Menschen nicht auf Armut reduziert werden, ob Strickgruppe oder philosophischer Zirkel, wo man sich beteiligen und seine Potenziale einbringen könne. Wie viele andere TeilnehmerInnen des Europäischen Forum Alpbach schätzt auch sie den Dorfcharakter in der Stadt, der Chancen bietet über die Isolation hinauszukommen, existenzielle Entwicklungen wie Tod und Geburt zu teilen. Dies seien Lernfelder wie wir auch im größeren Sinn Gemeinschaft leben könnten. „Gutes Leben“ bedeutet vor Moser vor allem die Verwirklichung von Chancen und überhaupt die Freiheit sich Gedanken zu machen, was ein gutes Leben denn ist. Essentiell für die Gestaltung des gemeinsamen guten Lebens sei der Verhandlungsprozess mit jenen, die im jeweiligen Leben eine Rolle spielen – Gemeinwohl im Sinne des gemeinsamen Wohlergehens. Moser ortet ein riesiges Vermittlungsproblem, und großen Bedarf mit Menschen über das gute Leben zu reden – als Katalysator für Verständnis. Weil viele Menschen gar nicht mehr wissen, wie andere leben, lädt die Armutskonferenz regelmäßig PolitikerInnen anstelle von Podiumsdiskussionen zu persönlichen Gesprächen mit Betroffenen ein. Auf die Annahme ein Leben in Fülle zu leben, beziehen sich auch Kate Pickett und Richard Wilkinson in ihrem Buch „The Spirit Level: Why more equal Societies almost always do better“. Mit dem Gedankenexperiment, dass es für alle reicht, lässt sich leichter planen, so die Vizepräsidentin der Armutskonferenz. „Wir sollten uns mit aspern vernetzen, damit es weitere Projekte dieser Art gibt“, meint Michaela Moser abschließend.  

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