ex.alp trifft in Alpbach den Architekten Fritz Oettl, der bei POS Architekten für Innovation zuständig ist und sich intensiv mit Baugruppen als Modell des ...
ex.alp trifft in Alpbach den Architekten Fritz Oettl, der bei POS Architekten für Innovation zuständig ist und sich intensiv mit Baugruppen als Modell des Wohnens beschäftigt und folglich auch bei einer konkreten Initiative für aspern Die Seestadt Wiens als Planer und Investor aktiv ist. Große Hoffnungen ruhen auf diesem neuen Modell des Wohnens in der Gemeinschaft, es ist einer der zukunftsweisenden Zugänge zu sozialer Nachhaltigkeit im Wohnen. Was die Baugruppen für ArchitektInnen interessant macht ist der direkte Konnex zu den NutzerInnen, da kein Investor oder Bauträger dazwischen geschaltet ist. Es ist möglich direkt, effizient und günstig zu planen, mit einer oft eigenen Dynamik. Baugruppen sind ein konsequentes Modell für Bürgerselbstbestimmung, das Wohnen wird in die eigenen Hände genommen.Oettl beschreibt das Konzept „seiner“ Baugruppe: schon früh haben sich POS Architekten mit einer Eigentumsgruppe für einen Bauplatz in aspern Seestadt interessiert. Wie bei Bauträgerwettbewerben bewerben sich Gruppen mit ihren Konzepten um ein Grundstück. Es handelt bei Oettls Verbündeten sich um eine eher pragmatische Gruppe, die 15 Wohneinheiten mit gemeinsamen Vorstellungen zum Wohnen realisieren will. Ihr Konzept zeichnen drei herausragende Elemente aus. Besonders relevant für die Nachbarschaft ist ein „Gastraum“ im Erdgeschoss. Dort ermöglichen eine Profiküche und ein Vorgarten nicht nur Gemeinschaftskochen der HausbewohnerInnen, sondern er ist auch offen für NachbarInnen und die lokale Öffentlichkeit. Er soll professionell bewirtschaftet werden, und kann so ein lokaler Bennpunkt für die Nachbarschaft werden – und ist doch keine Profigastronomie. Ein weiteres Element ist die „Kulturapotheke“ als Gewerbebetrieb mit dem Schwerpunkt Gesundheit & Kräuter. Die dritte Säule ist Urban Gardening in Freiräumen auf drei Ebenen: im Erdgeschoss in Kombination mit dem Gastraum, im zweiten Obergeschoss als Dachgarten für Wohnen und Arbeiten, ganz oben ein Dachgarten, der „Dachsalon“ als Bewohnerrefugium. „Es war von Beginn an das Anliegen, keine monofunktionale Wohngruppe zu sein: es soll auch im Haus gearbeitet werden“, so Oettl. Zur Apotheke kommt daher auch ein Co-working Space ähnlich „the hub“, mit Desksharing für Leute aus der Siedlung, damit entsteht eine weitere nachbarschaftliche Vernetzung. Die Baugruppen in aspern Seestadt werden von der 3420 AG koordiniert, dieser Prozess funktioniert aus der Sicht Oettls sehr gut. Es gibt Raum für durchaus unterschiedliche Zugänge zum gemeinschaftlichen Wohnen. Wichtig für die Fortsetzung des Modells ist eine möglichst hohe Vereinbarungsqualität, vor allem Terminsicherheit und eine kompakte Abwicklung, da sonst Gruppen zerfallen können. Optimal wäre auch ein kleinteiliges Umfeld um die Baugruppen-Projekte, denn in der Entwicklung von Nachbarschaft sollten sich die Stadtplanung nicht zuviel auf Baugruppen „verlassen“, auch in anderen Wohnformen sollte soziale Infrastruktur und Brennpunkte für Nachbarschaft integriert sein. Wichtig wäre auch ein öffentliches Commitment zu diesem Modell, um es bekannt zu machen, um zu klären, was es ist – und was nicht – und um weitere Menschen zu motivieren, ihr Wohnen mit Gleichgesinnten in die eigenen Hände zu nehmen.