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© PID / Christian Fürthner
Diesen und weitere spannende Artikel lesen Sie online in der aktuellen Ausgabe des Magazins workflow. Jetzt lesen!Ungewöhnliche Konzepte sind zum Markenzeichen der Seestadt geworden. Die Kulturgarage ist ein weiteres Beispiel dafür. Im Februar 2022 wird eröffnet. Von Marie-Theres Stremnitzer (Beitrag von Dezember 2021)Mehrfach „volltanken, bitte!“, heißt es ab Februar 2022 in der Kulturgarage Seestadt, denn hier kommt vieles zusammen: Mobilität und Kultur, Menschen und Autos, Seestadtbewohner und Gäste, Künstler und Publikum. Schon von der U-Bahn aus ist das Gebäude, das zwischen fünf umliegenden geförderten Wohnbauten steht, ein Hingucker und an seinen bunten, stahlgerahmten Farbsegeln leicht zu erkennen. Was sich dahinter verbirgt, darf aber noch mehr überraschen als die Fassade selbst. Denn während in den oberen Etagen der Hochgarage bis zu 537 Autos parken und E-Autos an modernster E-Infrastruktur ihre Batterien aufladen können, laden im Erd- und Sockelgeschoß künftig Menschen Geist und Seele mit Musik, Theater und Veranstaltungen auf. Beispiellose Kombination. Für das ungewöhnliche Konzept bündelten ganz unterschiedliche Kenner, Könner und Ideenspender ihre Kräfte und betraten mit der Umsetzung des Projekts, in dem sie Mobilität, Bildung und Kultur unter einem Dach vereinen, ziemlich einzigartiges und beispielloses Neuland, wie Christoph Schäffer, Geschäftsführer des Bauträgers Wohnbauvereinigung GFW erklärt: „Was wir hier gemacht haben, geht weit über das klassische gemeinnützige Bauen hinaus. Wir haben eine tolle Kombination geschaffen, die nicht sofort augenscheinlich ist. Dafür haben die Architekten Frank und Partner, fasch&fuchs.architekten, die Wiener Volkshochschulen, die Baufirma Hazet und Wien 3420 mit uns an einem Strang gezogen.“ Welche Herausforderung damit angenommen wurde, wird klar, wenn man das Gebäude betritt. Ein helles, einladendes Foyer, eine großzügige Sitzstiege, die in das untere Geschoß des Foyers führt und auch dieses zu einem Veranstaltungsraum umfunktionierbar macht; und von dort aus betritt man einen Theater- und Konzertraum, der für bis zu 500 Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes alle Stücke spielt. Und über dem Saal – gewissermaßen schwebend – fünf Etagen Autostellplätze. Die Statik war hierbei naturgemäß ein Thema, schließlich ging es einerseits darum, ohne Stützpfeiler auszukommen und allen Zuschauern freie Sicht auf die Bühne zu ermöglichen, andererseits – und das sei das wirklich Herausfordernde gewesen, so Schäffer –, musste die Garage für den ungestörten Kulturgenuss akustisch vom Theater entkoppelt werden. Aber „es kann nicht komplex genug sein, als dass es nicht umsetzbar wäre“, freut sich der Ingenieur sichtlich über das gelungene Projekt.Bühne frei. Für eben diesen Kulturgenuss, der demnächst mit einem Soft Opening starten soll, sorgt die Agentur Sipario unter der Leitung von Jérôme Berg und Benedikt Karasek. Sie kümmern sich im Auftrag der VHS um die Beratung bei der Programmierung und das Management des neuen Veranstaltungsorts – und mieten die Bühne auch gleich selbst für vier eigene Produktionen im Jahr. Der Kulturmanager Berg und der künstlerische Leiter Karasek haben sich bereits mit ihren Programmen für den Musicalsommer in Winzendorf und mit der Ausrichtung der Gala zur Nestroy-Theaterpreisverleihung einen Namen gemacht und wollen sich in der Seestadt „dem modernen Musiktheater, dem Musical widmen. „Mit einem eigenen acht- bis zehnköpfigen Orchester und einem eigenen Ensemble“, so Berg. Auf dem Plan stehen Publikumsmagnete wie „Dracula“, „Der kleine Horrorladen“, „Jesus Christ Superstar“.Natürlich sei es ein Wagnis, mit Kultur an die Peripherie zu gehen, so Berg, „es ist aber wichtig, hier einen Impuls für die Wiener Kulturlandschaft zu setzen, also warum nicht der Erste vor Ort sein? Wenn ich immer darauf warte, dass sich etwas entwickelt, werde ich immer der Letzte sein, der dort ist. Wie oft passiert es, dass neue Theater entstehen und neue Strömungen entwickelt werden?“Neue Ballungsräume. Die Kulturgarage soll Raum für neue Ideen und Initiativen bieten, um „Kultur und Bildung zusammenzubringen, Kultur zu vermitteln. Nach dem Vorbild der Häuser der Begegnung, die eines der Herzstücke der Wiener Volkshochschulen sind, „wollen wir hier einen noch stärkeren Schwerpunkt auf die Kultur legen, denn für solch ein großes Stadtentwicklungsgebiet ist eine Institution wie die Kulturgarage identitätsstiftend“, erklärt der Geschäftsführer der VHS Wien Herbert Schweiger. Dafür wurden bereits im Vorfeld zahlreiche Gespräche mit Kulturschaffenden geführt, die, so Schweiger weiter, ihr Programm gerne in den Randgebieten der Stadt zeigen und dadurch Menschen in aufstrebenden Teilen Wiens erreichen wollen, denn „Randbezirke werden immer mehr zu Ballungszentren, und die Erreichbarkeit könnte auch in der Kulturgarage kaum bequemer sein.“ Fünf Gehminuten sind es von der U-Bahnstation Seestadt dorthin.Die Fassadengestaltung stammt vom Architekturbüro fasch&fuchs.architekten, das Farbkonzept und die künstlerische Forschungsarbeit von Hanna Schimek unter Mitwirkung von Jakob Fuchs, die der Frage nachgegangen sind: „Welche Farben trägt die Stadt?“ Und kurzerhand die moderne Seestadt mit dem Wien der Gründerzeit und seinen Fassaden in Verbindung gebracht hat, indem sie die Farbe eines jeden Hauses der Stumpergasse in Mariahilf auf die Fassade der Kulturgarage gebracht hat. „Ich finde es schön, einen Teil des historisch gewachsenen Wien auf der Fassade einer Kulturstätte widerzuspiegeln, die in einem der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas steht“, erklärt Schimek.Auch im Saal ist sie für das Farbkonzept verantwortlich. „Culture must shine! Kultur muss leuchten, um als solche wahrgenommen zu werden. Das wollte ich gestalterisch umsetzen.“ Künstlerkollege Karasek hakt ein: „Licht und Farbe saugen Menschen in etwas hinein, lösen Effekte aus, wie auch Musik. Am Theater kommt das alles zusammen.“Zum Interview mit Alexander Kopecek, Vorstand Wien 3420 AG: "Von Anfang an starke Impulse setzen"