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Wien 3420 AG

Veröffentlicht am 10.02.2021

leben | unternehmen

Überzeugte Seestädterin – Unternehmerin Anna Oladejo über ihre Lieblingsplätze in der Seestadt

Diesen virtuellen Spaziergang sowie weitere spannende Artikel lesen Sie online in der aktuellen Ausgabe des Magazins workflow – Moderne Arbeitswelten in de...
Anna Oladejo, Seestädterin und Inhaberin der Werbeagentur interlink marketing
© SiMshot
Diesen virtuellen Spaziergang sowie weitere spannende Artikel lesen Sie online in der aktuellen Ausgabe des Magazins workflow – Moderne Arbeitswelten in der Seestadt.Jetzt lesenAnna Oladejo wohnt und arbeitet in aspern Seestadt – wenn sie nicht gerade für ihr Herzensprojekt in Afrika reist. Bei einer virtuellen Tour nimmt uns die Marketingexpertin mit zu ihren liebsten Orten und Winkeln in der Seestadt.Von Julia PabstAnna Oladejo sitzt vor ihrem Computer, kurze Haare umrahmen ihr Gesicht, eine bunte Brille mit dickem Rahmen sitzt auf ihrer Nase. Oladejos Büro wirkt nüchtern, neutral: ein heller Raum mit leeren Wänden. Es könnte überall auf der Welt sein. Und ist es auch, denn Oladejo reist für ihr Leben gern. Zum Zeitpunkt unseres virtuellen Spaziergangs befindet sie sich in Ghana. „Ich mache Work and Travel. Der Standort meiner Werbeagentur liegt in der Seestadt, dank der digitalen Medien kann ich aber von der ganzen Welt aus arbeiten“, sagt die Texterin. Seit 2015 hat die gebürtige Vorarlbergerin ihr Hauptquartier im Haus der Baugruppe LiSA in der Seestadt, in der Maria-Tusch-Straße 8. Vor dem Einzug hat sie bei Planung und Bau mitgeholfen. Die Finanzierung des Projekts war am Anfang unklar. Trotzdem hat Oladejo in das Projekt investiert – sie glaubte an das Konzept einer gemeinschaftlichen Wohnanlage und an das Engagement ihrer Nachbarn.Lieblingsrunde. Auf die andere Seite der Donau zu ziehen, war keine leichte Entscheidung. Oladejo hatte in den späten 80er-Jahren in der Bundeshauptstadt eine neue Heimat gefunden, erst im vierten, dann im 17. Bezirk. Diese nach so vielen Jahren zu verlassen, war ein Wagnis: „Damals gab es in der Seestadt nur Felder. Es hat Mut gebraucht, diese Hürde zu überwinden und über die Donau in diese Leere zu ziehen.“ Heute ist Oladejo froh über ihre Wahl. Sie fühlt sich in der Seestadt angekommen: „Ich bin eine sehr überzeugte Seestädterin.“ Oladejo hat einige Lieblingsplätze in ihrem Grätzel. Bekommt sie Besuch, spaziert sie mit ihren Gästen immer denselben Weg entlang: eine Runde am See, in die Buchhandlung Seeseiten und zum Radcafé United in Cycling. Jeder Ort hat sein eigenes Ambiente – eines eint sie aber alle: das Gemeinschaftsgefühl.Bewegungsspielraum. Die Runde um den See ist eine beliebte Spazierroute: Familien mit Kinderwägen, ältere Pärchen und jugendliche Freundesgruppen schlendern die Promenade entlang. Das Schilf wiegt sanft im Wind, die Hochhäuser spiegeln sich auf der glatten Wasseroberfläche. Ein Plakat mit der Begrüßung „Mahaba, Hawara!“ erinnert daran, dass die Seestadt ein Ort des kulturellen Austauschs ist (und dass das Lokal Habibi & Hawara bald in der Seestadt einzieht). Gleichzeitig merkt man, dass hier Stadt auf Land trifft. Auf der anderen Seite des Sees ist es noch ruhig, die urbane Geräuschkulisse tritt in die Ferne. Das schätzt Oladejo sehr: „Ich kann mit dem Rad in zehn Minuten in der Lobau sein. Dass sind meine Bewegungsspielräume, die ich sehr, sehr liebe.“Auch die Buchhandlung Seeseiten zählt zu Oladejos Lieblingsorten. Die Chefs kennen die meisten ihrer Kunden persönlich und sprechen sie mit dem Vornamen an. In den Regalen gibt es Empfehlungen und Klassiker. Vor Corona gab es hier regelmäßig Lesungen und Konzerte. Jetzt finden die Veranstaltungen online statt.2018 wurde der Laden zu einer der besten Buchhandlungen Österreichs gekürt. Oladejo schätzt gerade das Kulturangebot ihres Grätzels sehr: „Im 17. Bezirk gab es auch Möglichkeiten, für Kulturveranstaltungen schnell in die Stadt zu fahren. Ich habe das damals aber weniger genutzt als jetzt in der Seestadt. Hier ist einfach alles viel näher.“Ein paar Straßen weiter stehen bunte Fahrräder vor einem im Wind wehenden Banner. „United in Cycling“ steht darauf. Der Laden verbindet Fahrradshop, Werkstatt und Café. Während der Reparatur kann man hier hausgemachte, vegane Brownies essen oder Matcha Latte trinken. Lounge- Musik sorgt für eine gemütliche Atmosphäre, die Besitzerin ist immer für ein Tratscherl zu haben. Generell schätzt Oladejo es sehr, dass die Bewohnerder Seestadt so zugänglich sind: „Die Seestadt ist halt einfach ein Ort für Kreative und Solidarische.“Gräzelgemeinschaft. In der Seestadt gibt es eine enge Gemeinschaft, die zusammenhält. Bei Unternehmertreffen, die vom Stadtteilmanagement initiiert wurden, können sich Wirtschaftstreibende vernetzen. Oladejo hat dadurch schon viele Kunden für ihre Werbeagentur gewonnen. Die Unternehmen, die sie bei ihren Konzepten unterstützt, haben oft sehr zukunftsträchtige Pläne, erzählt die Marketingberaterin: „Hier siedeln sich gern innovative Firmen an – sie sind Mutmacher für andere. Das erzeugt einen ganz besonderen Spirit.“Dieser Spirit war es auch, der Oladejo für ihr Herzensprojekt in Afrika motiviert hat. „Ich habe 25 Jahre darauf gewartet, nach Afrika zu reisen. Ich habe Kultur- und Sozialanthropologie studiert und war mit einem Nigerianer verheiratet. Aber als Alleinerzieherin musste ich lang sparen, um mir die Reise leisten zu können“, erzählt Oladejo. Als sie von ihrer Gambiareise 2019 zurückkommt, ist sie davon überzeugt, dass sie vor Ort etwas schaffen möchte. Die Gastfreundschaft und die offene Atmosphäre im Land inspirieren sie: Die Vision entsteht, fünf Rundhäuser zu bauen. „Am Anfang dachte ich mir, was ist das für ein Quatsch? Warum soll ich das machen?“, erinnert sich Oladejo. Zurück in der Seestadt erzählt sie aber ihrem Afro-Dance-Lehrer Jules Lazare Mekontchou von der Idee. Er ist begeistert und ermuntert sie: „Denk groß – das kann in vielen Ländern Afrikas entstehen!“ Die beiden tun sich zusammen und arbeiten nun schon zwei Jahre lang an dem Projekt. „Die Vision ist, Menschen mit Menschen zu verbinden. Gemeinsam mit einem Freund aus Gambia haben wir diese Vision ausgebaut, im Laufe der Zeit kamen andere dazu“, sagt Oladejo. Sie grinst, wenn sie von ihrem Herzensprojekt erzählt.Herzensprojekt. Gemeinsam mit ihren Kollegen plant die Marketingexpertin mehrere „BaoBeach Villages“ in verschiedenen Ländern Afrikas. Dort will sie Reisegruppen unterbringen, die ihren Urlaub mit Einheimischen verbringen wollen. Die Dörfer liegen jeweils an einem Meer, Fluss oder See und bieten Platz für 30 Reisende und zehn Einheimische.Oladejo erklärt den Grundgedanken des Projekts so: „Wie in der Seestadt geht es bei unserem Projekt darum, Menschen mit Menschen zusammenzubringen. Wir wollen Reisen anbieten, wo es weniger um Touristenattraktionen geht, sondern darum „diese Energie in Afrika gemeinsam mit Einheimischen zu erleben.“ Als Entwicklungsprojekt sieht Oladejo ihr Vorhaben nicht: „Viele Europäer haben ein veraltetes Bild von Afrika. Die Menschen hier sind sehr entwickelt – es gibt viel Innovation. Daran wollen wir anknüpfen.“Das Pilotprojekt startet in Gambia oder Kamerun, für kommende Ostern plant sie eine Kulturreise nach Ghana (https://www.baobeachvillages.com/kulturreise-ghana-ostern/). Oladejo ist derzeit im Gespräch mit möglichen Investoren. Um ihre Vision umzusetzen, reist Oladejo trotz Corona-Pandemie nach Afrika. „Viele sagen zu mir, ich bin so mutig, weil ich so viel reise“, sagt sie. Viele Freunde hätten ihr abgeraten. Es sei zu gefährlich. Oladejo flog trotzdem. Sie möchte damit zeigen, dass Afrika nicht notwendigerweise gefährlicher ist als Europa und will damit auch Stereotypen aufbrechen: „Bei dem Wort Afrika denken viele entweder an Abenteuer oder an arme Menschen und Kriminalität. Wir wollen das verändern.“Mutspende. Anna Oladejo lacht viel, wenn sie von ihrer Arbeit und ihren Reisen erzählt. Der rote Strickpullover strahlt die Energie aus, die sie versprüht: Freude, Kraft und Mut. Dass sie sich traut, ihre Vision trotz Corona in Afrika umzusetzen, inspiriert Menschen: „Viele, die unter diesen Restriktionen zu Hause bleiben müssen, bedanken sich für schöne Bilder und aufmunternde Worte. Für sie bin ich eine Mutmacherin, die ihrem Herzen folgt und das tut, was ihr wichtig erscheint.“ Bei ihrer Entscheidung, in die Seestadt zu ziehen, war das ähnlich. Ihre Freunde konnten nicht nachvollziehen, was sie auf einem Stück Land in der „donaustädtischen Pampa“ vorhabe. Oladejo hörte nicht auf sie und ist im Nachhinein froh darüber. Heute setzt sie solchen skeptischen Stimmen entgegen: „Es braucht diese mutige Einstellung, um Neues zu schaffen. Da gibt es in der Seestadt einige, die ähnlich ticken, die sich ganz bewusst für ein mutiges Leben entscheiden.“Zur Person:Anna Oladejo wurde in Vorarlberg geboren und lebt seit 1989 in Wien, seit 2015 in der Seestadt, im Haus LiSA, das eine Baugruppe realisierte. Oladejo ist Texterin, Coach und Inhaberin einer Werbeagentur für Klein- und Mittelbetriebe. www.interlinkmarketing.at

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