Wie ein Denkmal für eine noch zu bauende Stadt aussehen könnte? Das Denkmal ist der menschliche Körper. Er sei die größte Attraktion dieses Wohn- un...
Wie ein Denkmal für eine noch zu bauende Stadt aussehen könnte? Das Denkmal ist der menschliche Körper. Er sei die größte Attraktion dieses Wohn- und Lebensraums.Da es sich dabei nicht bloß um ein Dach über dem Kopf, ein Fitnessstudio oder einen Kleiderschrank handelt, denke ich nicht an eine Statue, weder abstrahiert noch konzeptartig in ein Als-ob umgewandelt, sondern an einen jeweils lebenden Menschen. Seine Eignung zum Denkmal besteht ganz einfach in seiner Zugehörigkeit zu den Bewohnern der Stadt. Die Denkmalhaftigkeit, die ihm zugesprochen wird, bezieht sich auf sein gesamtes soziales Leben, sein Aussehen, seine Unterbringung, seinen Geschmack beim Einrichten seiner Wohnung, den Zustand seiner Gesundheit, seine Gedächtnisleistung (nicht in Hinblick auf einen Wettkampf) und seine soziale Kompetenz (nicht als Durchschnittswert). Die Stadt ist stolz, dass es unter ihren Bewohnern einen wie ihn gibt. Die Bewohner der Stadt empfinden es als Privileg, ihm zum Verwechseln ähnlich zu sein. Ich weiß noch nicht, wodurch er als Denkmal zu erkennen sein wird, für mein Empfinden wäre es jedoch sinnvoll, diese Auszeichnung von Zeit zu Zeit wandern zu lassen. Selbstverständlich werden auch Kinder und ältere Leute mit einbezogen. Ein Mensch sollte jedoch, während er Denkmal ist, nicht unbedingt sterben und auch kein Verbrechen begehen. Weder schützt ihn der Umstand, dass man ihn vorübergehend als Denkmal betrachtet, vor gerichtlicher Verfolgung, noch wird er dadurch unsterblich.
(Textbeitrag: Hanno Millesi)