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Baukulturgespräche: Datennutzung für mehr Lebensqualität in Städten

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Im Rahmen der Baukulturgespräche beim Europäischen Forum Alpbach fand am Donnerstag eine Podiumsdiskussion zum Thema „Urban Data und der öffentliche Raum“ statt. Befürworter und Kritiker des kollektiven Datensammelns diskutierten über die Vor- und Nachteile von Smart Cities für die Bevölkerung und wie diese eingebunden werden kann. Für die Seestadt mit dabei war CEO Gerhard Schuster, der die Eingangsrede hielt und die Vorreiterrolle von Wiens größtem Stadterweiterungsprojekt in puncto digitaler City und in der Erforschung nachhaltiger Technologien hervorhob.

v.l.n.r.: Benjamin de la Peña, Adam Greenfield, Katja Schechtner, Gerhard Schuster;
© Richard Tanzer

Neue Technologien erobern mit rasendem Tempo unsere Welt und prägen mehr und mehr unser Zusammenleben. „Urban Data“ – die umfassende Menge von Daten und Informationen über Städte – ist in der Stadtplanung ein großes Thema geworden. Doch welche Rollen nehmen BürgerInnen, ArchitektInnen und BügermeisterInnen gegenüber den radikal neuen Technologien ein, die unser Leben in Städten grundlegend verändern werden? Oder wird der Einfluss von Technologie etwa überschätzt?

Antworten auf diese Fragen gaben am Donnerstagnachmittag die DiskutantInnen der Veranstaltung „Urban Data und der öffentliche Raum“ im Rahmen der Baukulturgespräche beim Europäischen Forum Alpbach. Am Podium diskutierten Benjamin de la Peña, Experte in Sachen Stadtplanung und Mobilität, sowie der Autor und Stadtforscher Adam Greenfield und die MIT-Forscherin und OECD-Innovationsagentin Katja Schechtner. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der wien 3420 aspern development AG, die für die Entwicklung und Verwertung von aspern Die Seestadt Wiens zuständig ist.


Debatte um Einbeziehung der Bevölkerung


Benjamin de la Peña, stv. Direktor für Strategie, Planung und Mobilität in der Abteilung für Transport der Stadt Seattle, spricht sich ganz klar für die planerische Nutzung von Verkehrs- und Gebäudedaten aus: „Um die Lebensqualität der Menschen in Städten zu erhöhen, müssen wir verstehen, wo sie sich aufhalten, wann und wo sie von A nach B fahren oder wann sie besonders viel Strom brauchen. Nur so können wir effiziente und nachhaltige Lösungen bereitstellen.“ Seattle tue viel, um eine Smart City zu werden, aber es müssten alle an einem Strang ziehen – Stadtregierung, StadtplanerInnen, ArchitektInnen, „aber natürlich auch die BewohnerInnen, die in die Pläne einbezogen werden und sich bereits jetzt in Seattle aktiv an der Umsetzung beteiligen“, so de la Peña.

„Genau diese Einbeziehung der Bevölkerung, von der Sie sprechen, fehlt oft“, kritisiert Adam Greenfield, US-amerikanischer bzw. britischer Autor. 2013 publizierte er die Streitschrift „Against the smart city“, in der er diese als ein abstraktes Modell darstellte und auf demokratiepolitische Probleme hinwies: „Die Technologiekonzerne wollen uns einreden, dass alles smart sein muss, um die Maxime an Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit sicherzustellen. Wir machen uns von ihren Analysen abhängig, lassen sie unsere Städte gestalten und verzichten so immer mehr auf unsere Mitbestimmung“, merkt Greenfield kritisch an.


Mobilität als Schlüsselthema


Katja Schechtner, Forscherin am MIT in Boston mit Schwerpunkt Urbane Mobilität und OECD-Innovationsagentin, beschäftigt sich intensiv mit der Interaktion von Mensch und Maschine und der Optimierung von Verkehrsströmen. „Ich bin davon überzeugt, dass neue Technologien eine wesentliche Bereicherung für pulsierende Städte sind. Ich denke da insbesondere an die ,heilige Dreifaltigkeit der Mobilität’ – also die Kombination automatisierter, elektrischer und geteilter Fahrzeuge auf Basis von hochwertigem öffentlichen Verkehr. Dadurch erhöht sich die Verkehrssicherheit, Staus können vermieden werden und die Umweltbelastung wird gesenkt“, erklärt die Forscherin. „Wir brauchen eine neue Generation von ArchitektInnen, ProgrammiererInnen und Behörden, die Technologieentwicklungen wirklich gut verstehen, um sicherzustellen, dass wir diese sinnvoll und angepasst an die jeweiligen städtischen Bedürfnisse einsetzen können“, so Schechtner.

Gerhard Schuster, CEO der wien 3420 AG, betonte, dass die Seestadt ein Ort sei, „wo neue Ansätze im Bereich der Stadtentwicklung bereits ausgetestet werden. Unser Mobilitätskonzept setzt klar auf Nachhaltigkeit. In der Seestadt sind die Wege kurz, damit die Menschen nicht auf das Auto angewiesen sind. Die Seestädterinnen und Seestädter nehmen nachhaltige Mobilitätsangebote wie E-Bikes und Lastenräder auch wirklich gut an.“
 
Das größte Stadtentwicklungsgebiet Wiens ist darüber hinaus ein Platz, an dem sich intelligente Ideen, Konzepte und Technologien kombinieren und unter realen Bedingungen ausprobieren lassen. „Ein Beispiel dafür ist die Gestaltung des öffentlichen Raums, der bewusst großzügig ausfällt, um die soziale Inklusion zu gewährleisten und den Menschen so viel Lebensqualität wie möglich zu bieten“, so Schuster. Außerdem wird in der Seestadt an der urbanen Energiezukunft geforscht. Anhand realer Energiedaten aus dem Stromnetz und von mehreren Gebäuden entwickelt die Forschungsgesellschaft Aspern Smart City Research (ASCR) Lösungen, um die urbane Energieerzeugung und den Energieverbrauch zu optimieren und so den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Die BewohnerInnen zeigten eine hohe Bereitschaft, den ForscherInnen ihre Energiedaten zur Verfügung zu stellen.

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v.l.n.r.: Benjamin de la Peña, Adam Greenfield, Katja Schechtner, Gerhard Schuster;
© Richard Tanzer
v.l.n.r.: Adam Greenfield, Katja Schechtner, Benjamin de la Peña;
© Richard Tanzer
Gerhard Schuster eröffnet die Paneldiskussion
© Richard Tanzer
© Richard Tanzer
© Richard Tanzer

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