„Nehmen wir ein auffälliges Beispiel: die Haustiere. Sie werden nicht deshalb so genannt, weil sie im Haus vorkommen, sondern weil sie zum Haus gehör...
„Nehmen wir ein auffälliges Beispiel: die Haustiere. Sie werden nicht deshalb so genannt, weil sie im Haus vorkommen, sondern weil sie zum Haus gehören, d.h. für das Haus in gewisser Weise dienen. Aber sie gehören nicht so zum Haus, wie das Dach zum Haus gehört, sofern es das Haus gegen Unwetter schützt. Haustiere werden von uns im Haus gehalten, sie „leben“ mit uns. Aber wir leben nicht mit ihnen, wenn Leben besagt: Sein in der Weise des Tieres. Gleichwohl sind wir mit ihnen. Dieses Mitsein ist aber auch kein Mitexistieren, sofern ein Hund nicht existiert, sondern nur lebt. Dieses Mitsein mit den Tieren ist so, dass wir die Tiere in unserer Welt sich bewegen lassen. Wir sagen: Der Hund liegt unter dem Tisch, er springt die Treppe hinauf. Aber der Hund – verhält er sich zu einem Tisch als Tisch, zur Treppe als Treppe? Und doch geht er mit uns die Treppe hinauf. Er frisst mit uns - nein, wir fressen nicht. Er isst mit uns – nein, er isst nicht. Und doch mit uns! Ein Mitgehen, eine Versetztheit – und doch nicht."
Aus: Heidegger, Martin. Die Grundbegriffe der Metaphysik: Welt, Endlichkeit, Einsamkeit. Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main. 1983, S. 308
(Textbeitrag: Andrea Grill)