5. Forschungsbericht aus dem Mikrohaus

Ganz mit mir Meistens geht es gut und doch nicht immer. Der Betrieb hier draußen wird weniger und die Intensität des Allein mit mir seins steigt. Wie fühlen sich wohl Polarforscher, die über Monate von der restlichen Gesellschaft getrennt sind? Frau sagte zu mir: „Die Männer gehen in die Wüste um eine Vision zu bekommen.“ Bin ich deswegen in die Seestadt gegangen?  Die Vision stellt sich noch nicht ein dafür die Melancholie des herbstlichen Wiens, selbst die ist genießbar, allerdings nicht immer, dann ist sie sehr ungenießbar. Das Wetter ist im Moment sehr mild und fühlt sich mehr wie der Vorfrühling als wie der Herbst an. Wir haben Bäume gepflanzt in den letzten Tagen, immer wieder finden sich hier betonierte Reste des ehemaligen Flugfeldes. Straßen auf denen Bäumen wachsen und sich zart grüne Moospolster ausbreiten. So schaut das also aus, wenn vielleicht 70 Jahre lang der Mensch nicht mehr eingreift. Selbst der Beton ist nicht immer mehr als Beton zu erkennen, abgeschlagene und durch die Witterung abgerundete Kanten sind mit Flechten bewachsen, wie Riffe ragen sie aus der Wiese hervor und ziehen sich dann in das dichte Unterholz zurück. Es tut gut, wenn meine Augen an der Intensität des leuchtend grünen Mooses hängen bleiben und immer intensiver in die Schönheit und Einzigartigkeit dieser besonderen Situation eintauchen. Letzte Woche ist das ganze Häuschen noch mal technisch auf Vordermann gebracht worden, einen ganzen Tag lang wurden Sensoren montiert und der aktuelle Zustand der Pflanzenwände dokumentiert. Ich wünsche Euch eine Woche mit der Freude am Herbst. Ich verabschiede mich bis zu meinem nächsten Eintrag. (Textbeitrag: Florian Kloidt) --- Die Einträge geben die subjektive Erfahrung und Meinung des Erzählers wieder und entstehen im Rahmen eines PROGREENcity Forschungsprojektes in aspern Seestadt.