Am Donnerstagabend, 21. September 2017, wurde die notgalerie von Künstler Reinhold Zisser am URBANEN FELD wiedereröffnet.
Nach einer zweimonatigen Übersiedelungsphase innerhalb des 22. Wiener Gemeindebezirks wird die ehemalige Notkirche aus Holz
ab sofort als temporärer Kunstraum in der Seestadt zur Verfügung stehen. Die Wien 3420 Aspern Development AG und KÖR - Kunst
im öffentlichen Raum Wien unterstützen das Kunstprojekt.
Heinrich Kugler, Vorstand der Seestädter Entwicklungsgesellschaft Wien 3420 AG, freut sich über den nächsten künstlerischen
Beitrag im größten Stadtentwicklungsgebiet Österreichs: „Die Seestadt bietet aufgrund ihres außergewöhnlichen städtebaulichen
Konzepts nicht nur vielfältige Möglichkeiten für die Menschen, die hier leben und arbeiten, sondern auch viel Platz für die
unterschiedlichsten Kunst- und Kulturprojekte im öffentlichen Raum. Das zeigt auch der neue Standort der „notgalerie“ auf
dem URBANEN FELD in der Seestadt, das bereits seit 2013 ein temporärer Ort für Sport, Spiel und Freizeit sowie regelmäßige
Veranstaltungen ist.“
„Kunst im öffentlichen Raum (KÖR) hat es sich zum Ziel gesetzt, den öffentlichen Raum der Stadt Wien zu beleben und aufzuwerten.
Die Identität der Stadt und einzelner Stadtteile im Bereich des Zeitgenössischen sollen damit gestärkt und die Funktion des
öffentlichen Raums als Ort der gesellschaftspolitischen und kulturellen Debatte wiederbelebt werden. Reinhold Zisser spannt
mit seinem Projekt der Translokation der „notgalerie“ einen Bogen zwischen der historischen Bedeutung als ehemaliges Gotteshaus
und seiner heutigen Funktion als raumgreifende, begehbare Installation zeitgenössischer Kunst,“ so Martina Taig, Geschäftsführerin
KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien.
Der Künstler Reinhold Zisser entdeckte im März 2015 auf einem Grundstück in Aspern ein leerstehendes Holzgebäude. Dabei handelte
es sich um eine sogenannte Notkirche, die ab 1946 in Döbling als Notraum für Sonntagsmessen errichtet wurde. Im Jahr 1972
fand der Abbruch des Gebäudes statt und wurde als Filialkirche der Pfarre Aspern am Ulanenweg im 22. Bezirk wiederaufgebaut
und bis 2001 genutzt.
„Die lange Abschottung des Grundstückes, das zwar am Stadtrand, aber doch mitten an einer Wohnstraße mit Einfamilienhäusern
lag, schaffte einen seltsamen Zustand der Konservierung. Zwar waren alle Zeichen der Zeit wie eine dicke Staubschicht, altes
Laub, zersplitterte Fensterscheiben vorhanden, aber es gab keinerlei Spuren von Personen, die das Gebäude in den letzten Jahren
betreten hätten. Keine leeren Bierdosen, keine Graffiti oder ähnliches waren zu finden. Dafür verstörten einige Gegenstände
wie alte Krankenhausbetten, die sich neben christlichen Devotionalien in dem 120 m² großen Raum befanden. Die Frage wie es
zu diesem Zustand gekommen ist und deren Beantwortung begleiten mich seither,“ beschreibt der Wiener Künstler Reinhold Zisser
seine ersten Eindrücke und den Ausgangspunkt für seine künstlerische Auseinandersetzung mit diesem einzigartigen Ort. Seither
ist die „notgalerie“ regelmäßiger Nutzungsraum für Ausstellungen und Kunstinstallationen.
Nachdem der Holzkirche ein neuerlicher Abriss drohte, zerlegte Reinhold Zisser mit einem Team im Sommer 2017 das gesamte Gebäude,
beschriftete jedes Teil und baute es auf dem URBANEN FELD in der Seestadt wieder auf.
Die Seestadt als öffentlicher Ort für Kunst
Die Seestadt ist und war bereits mehrfach Inspiration und Ausgangspunkt für Kunstprojekte im öffentlichen Raum.
Noch bis zum 30. September 2017 führt die TOUR DE NOMBRIL – eine performative Bustour von Stephanie Winter & SALON HYBRID – quer durch Wien zum Nabel der Welt in der Seestadt. Highlight
dieses Performancestücks ist die Interaktion mit dem Publikum, das dabei in die Rolle von internationalen Expertinnen und
Experten schlüpft und sich somit in einen vielschichtigen Reflexionsprozess rund um die Stadt Wien begibt. Weitere Informationen zu diesem KÖR-Projekt unter: http://www.koer.or.at/projekte/tour-de-nombril/
Seit dem Sommer 2017 umgibt die „Ornamentale Baumallee“ von Gilbert Bretterbauer das gerade entstehende Seeparkquartier. Als tragende Fläche für die gemalten Baumreihen dient der
Bauzaun rund um das 230.000 m² große Areal südlich des Sees. Weitere Informationen zu diesem KÖR-Projekt unter: http://www.koer.or.at/projekte/ornamentale-baumallee/
Im Juli 2014 griff das spartenübergreifende Kunstprojekt „Der Rohbau der Zukunft“ die Bautätigkeiten innerhalb der Seestadt als utopischen Ort des Entstehens auf. Ruth Anderwald und Leonhard Grond begleiteten
damals die erste Bauphase fotografisch, Anna Kim kommentierte literarisch. Das Ergebnis wurde grafisch aufgearbeitet und auf
monatlich wechselnden Plakaten in verschiedenen Wiener U-Bahn-Stationen sowie auf vier wechselnden Plakaten in der U-Bahn-Station
Schottentor gezeigt.