Die wien 3420 aspern development AG hat heute gemeinsam mit der Bezirksvorstehung Donaustadt und der Israelitischen Kultusgemeinde
Wien den neugestalteten Gedenkwald östlich der Seestadt der Öffentlichkeit präsentiert. Seit 1987 erinnern der Gedenkwald
und ein Gedenkstein an die über 65.000 österreichischen Jüdinnen und Juden, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen.
Jetzt wurden zwei neue Holzstege, auf denen die Geschichte der Wiener Juden und jene des Flugfelds Aspern im Nationalsozialismus
erzählt wird, errichtet.
Heinrich Kugler, Vorstand der Seestädter Entwicklungsgesellschaft wien 3420 AG: „Die Seestadt entwickelt sich auf historischem
Boden und es ist daher wichtig, im Rahmen der Weiterentwicklung dieses Gebiets, seine Geschichte nicht zu vergessen. Aus diesem
Grund war es uns ein großes Anliegen, die Neugestaltung des Gedenkwaldes zu unterstützen.“ Die wien 3420 AG war gemeinsam
mit der MA 49 Forst- und Landwirtschaftsbetriebe Auftraggeberin des Projekts. Das Konzept für die Umgestaltung wurde in einem
Planungsverfahren unter Beteiligung der Bezirksvorstehung Donaustadt, der Israelitischen Kultusgemeinde, dem Stadtteilmanagement
Seestadt aspern, Historikern, der Projektleitung Seestadt Aspern und den AuftraggeberInnen erarbeitet.
Karl Gasta, Bezirksvorsteher-Stellvertreter Donaustadt: „Es ist wichtig, dass solche Orte der Erinnerung, wie der Gedenkwald
nahe der Seestadt, auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Durch die Neugestaltung wird die Zugänglichkeit zum
Gedenkwald verbessert und damit ein noch sichtbareres Zeichen gegen das Vergessen und gegen die Gräueltaten des Nationalsozialismus
gesetzt.“ Der neue Vorplatz, die zwei neuen Holzstege und die Waldpflege wurden von greenlab, einem sozialökonomischen Betrieb
für Jugendliche, seit Herbst 2016 umgesetzt.
Als Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde Wien nahm Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister an den Feierlichkeiten teil:
„Das Gedenken an die 65.000 ermordeten österreichischen Jüdinnen und Juden ist für die Israelitische Kultusgemeinde Wien ein
zentrales Anliegen. Gedenkstätten wie der Gedenkwald sind jedoch nicht nur Orte der Erinnerung an die Vergangenheit, sondern
auch Mahnmale für die Gegenwart, um solche Entwicklungen wie vor über 70 Jahren zu verhindern.“
Nach den Begrüßungsworten durch Kugler, Gasta und Hofmeister fand für die zahlreichen Gäste eine Führung mit Helge Schier,
zwoPK Landschaftsarchitektur und Projektleiter von greenlab, und dem Historiker Peter Pirker durch den Gedenkwald statt. Pirker
hat sich im Rahmen des Projekts „Neugestaltung des Gedenkwalds“ mit der Geschichte der jüdischen Opfer in Österreich und jener
des Flugfelds Aspern während des NS-Regimes auseinandergesetzt. Daraus entstanden sind 18 Tafeln, die auf einem der Holzstege
zu finden sind. Die Feierlichkeiten klangen bei koscherem Frühstück und jüdischen Klängen der Vienna Klezmer Band aus.
65.000 Bäume für 65.000 Opfer
Vor 1938 lebten in Österreich über 200.000 Menschen, die nach den „Nürnberger Gesetzen“, die ab Mai auch in der „Ostmark“
in Kraft traten, als Jüdinnen und Juden galten. Mit dem „Anschluss“ im März 1938 begann ihre systematische Ausgrenzung und
Verfolgung. Bis 1941 wurden mehr als 130.000 von ihnen aus Österreich vertrieben und ihres Vermögens beraubt. Von den Verbliebenen
geriet der Großteil in die Fänge der nationalsozialistischen Tötungsmaschinerie, mehr als 65.000 Menschen fielen der Gewaltherrschaft
zum Opfer. Ihrem Andenken ist der Asperner Gedenkwald gewidmet. In Anwesenheit des Bürgermeisters Zilk und Altbürgermeisters
Marek und anderer politischer Würdenträger sowie von Vertretern der Israelitischen Kultusgemeinde begannen am 9. April 1987
Schulkinder aus den Schulen der Umgebung und aus den jüdischen Schulen Wiens damit, für jedes der 65.000 Opfer einen Baum
zu pflanzen. Ein Jahr später, 50 Jahre nach dem „Anschluss“, im Mai 1988, wurde schließlich der Gedenkstein enthüllt, ein
großer Granitfindling, der auf einer Lichtung mitten in diesem 10 Hektar großen Wald aufgestellt wurde.