„Campus der Religionen“ in der Seestadt vorgestellt

27
Aug
42 Architekturbüros aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Spanien, Schweden, Polen und Frankreich qualifizierten sich für den städtebaulichen Wettbewerb zum Campus der Religionen in aspern Seestadt. Ihre Entwürfe werden noch bis 31. August im Bundesgymnasium Seestadt ausgestellt. Die Seestadt-Entwicklungsgesellschaft Wien 3420 lud gemeinsam mit dem Verein „Campus der Religionen“ und der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) zum Vernissagen-Talk mit Jury-Vorsitzendem Boris Podrecca und den Gewinnern des Wettbewerbs, dem Architekturbüro Burtscher-Durig.

„Von der Idee des gemeinsamen Campus von acht Religionsgemeinschaften und der KPH bis zur konkreten Ausschreibung war es ein langer aber umso spannenderer Weg“, so Heinrich Kugler, Vorstand der Wien 3420 aspern Development AG. Etliche Jahre Vorlaufzeit und 18 von der Stadt Wien einberufene Workshops  zur Konkretisierung der Vision waren dem Startschuss zum städtebaulichen Wettbewerb vorausgegangen, der im Frühjahr von Wien 3420, der St. Augustinus-Stiftung für Immobilienbewirtschaftung der Erzdiözese Wien und dem Verein Campus der Religionen ausgelobt wurde. „Wir haben uns auch Anregungen bei internationalen Vorzeigeprojekten geholt, schließlich wollen wir hier die religiösen Bedürfnisse der Menschen innerhalb und im Umfeld der Seestadt befriedigen, aber auch ein Leuchtturmprojekt für Wien realisieren.“


Unterschiedliche „Seehöhen“ und eine architektonische Klammer für die Vielfalt

Der Siegerentwurf des Wiener Architekturbüros Burtscher-Durig orientiert sich dabei an der Struktur der Umgebung und platziert um einen sanft ansteigenden Platz – angelehnt an die im städtebaulichen Konzept für die angrenzenden „Seeterrassen“ geprägten „Schollen“ – einzelne Häuser mit lebendiger Silhouette. Die Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/Krems bildet im Norden den höchsten Punkt, die Bauten der Religionsgemeinschaften gruppieren sich pavillonartig südlich davon.

Der damit geschaffene interne Freiraum mit klarer städtebaulicher Figur und seine Zugänge in Form unterschiedlich ausgeformter Gassen, viele Durchblicke, Einblicke und Sichtbeziehungen sorgen für eine Offenheit, die BesucherInnen willkommen heißt und sie zum Verweilen einlädt.

„Die Glaubensgemeinschaften haben sehr unterschiedliche Anforderungen. Es war daher schnell klar, dass sie in Einzelobjekten untergebracht werden sollten“, erklärte Harald Gnilsen, Baudirektor der Erzdiözese Wien und Vorsitzender des Vereins Campus der Religionen. „Gleichzeitig wollten wir zum Ausdruck bringen, dass alle Religionsgemeinschaften gleichwertig sind. Daher brauchten wir eine architektonische Klammer.“ Diese Klammer bildet im Siegerentwurf eine Pergola-Konstruktion, die alle Bauten der Religionsgemeinschaften überspannt und ein raffiniertes Spiel von Licht und Schatten auf die Häuser und den Platz wirft.

Auch zwischen der großen Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) mit Platz für 2.500 Studierende und den Sakralbauten brauchte es eine Verbindung. „Wir sehen uns schon jetzt als Labor für die Zusammenarbeit der Religionen“, so die Vision von Christoph Berger, Rektor der KPH. „Was wir nicht wollten ist, dass wir nebeneinanderstehen, also die KPH auf der einen Seite und die Glaubensgemeinschaften auf der anderen Seite.“ Die Anordnung der Häuser am ansteigenden Platz war die Lösung für die gewünschte Augenhöhe. „Die KPH kann so als Teil des Campus ohne übermächtige Dominanz in das Ensemble der Sakralbauten integriert werden“, hieß es im Protokoll des Preisgerichts.

„Eine ganze Welt, die hier interpretiert wird“

Die Projekte wurden seitens der Jury nach den Kriterien der städtebaulichen und baukünstlerischen Qualität, der räumlichen Konzepte für die Innen- und Außenräume, nach Aspekten der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung bei Konstruktion, Materialwahl und Energiebedarf sowie nach der Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb beurteilt. „Dieses Projekt ist nicht monokausal, sondern es ist eine ganze Welt, die hier interpretiert wird. Der Campus der Religionen ist eine Stadt in der Stadt mit unterschiedlichen Charakteren“, erläuterte der Juryvorsitzende Boris Podrecca die besondere Herausforderung für die Architekturbüros. „Es gab nicht viele Projekte, die diesen Parametern entsprochen haben.“

Letztlich waren es vor allem die „überlegte städtebauliche Anordnung der Baukörper“, die Wege- und Lichtführung sowie die „hohe Flexibilität in der funktionalen Anpassung und Ausgestaltung“ des Freiraums, welche dem Team rund um Ulrich Burtscher und Marianne Durig den Sieg eintrugen.

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