Im Rahmen der Interviews zum Künstler des Monats fragt das Stadtteilmanagement traditionellerweise nach einem passenden Foto,
das für den Blogbeitrag geeignet wäre. Und es wäre nicht der Wulli aus der Seestadt, wenn er nicht prompt sein Smartphone
zücken und für ein gemeinsames Selfie plädieren würde. „Du brauchst ein Foto? Dann machen wir doch eines zu zweit. Das passt
viel besser.“ So kommt der Interviewer gleich mit auf das Foto.
Menschen und die Seestadt
Und das
gemeinsame Foto kann sinnbildlich für den Anspruch des Hobbymusikers Wulli alias „Der Wulli aus der Seestadt“ verstanden werden:
Das Hereinholen der Menschen, in seine Erzählungen.
Das was ihn in seiner Arbeit inspiriere, sind nämlich weniger einzelne
Musiker aus deren Schaffen er seine künstlerische Energie zieht, sondern tatsächlich eher die menschlichen Komponenten von
Personen – und da ist es ganz egal, ob das ein berühmter Musiker oder eine Bewohnerin aus der der Seestadt ist, meint Wulli.
Menschen, die sich für das Gemeinwesen und für Gemeinschaft einsetzen, sind die, die er bewundere und über die er auch gerne
Lieder schreibt. Und wenn man behaupten würde, dass Wulli bei diesen Erzählungen nicht ins Schwärmen geraten würde, läge man
falsch. Wie in seinen Liedern erzählt er auch im Interview Geschichten von Menschen aus der Seestadt, die er gerne schreiben
würde und nennt einige Beispiele von Personen aus der Seestadt, die ihn mit ihrer positiven Art, das Leben zu leben beeindrucken.
„Das sind Künstler, die mich inspirieren, Lebenskünstler halt.“
Musik als Mittel des Erzählens
Fragt
man Wulli nach dem Genre seiner Musik, wird relativiert: „Eigentlich ist die Musik ja nur ein Hilfsmittel. Ich begleite mich
mit Musik, um das auszudrücken, was ich sagen möchte.“ Auf diese Weise kommt der Liedermacher zum Begriff des Erzählens, der
seine Tätigkeit am besten Beschreiben würde, denn dies sei das eigentliche Anliegen – das Erzählen von Geschichten. Und konsequenterweise
zieht Wulli die Bezeichnung des Liedermachers vor, dem dieses erzählende Moment innewohnen würde.
Stadtentwicklung
aus alltäglicher Perspektive
Nicht zuletzt spielt der Ort des Schaffens in Wullis Erzählungen eine wichtige Rolle.
So liefert ein Ort wie aspern Seestadt als wachsender Stadtteil ein breites Spektrum an Themen. Es wird aber nicht von Plänen
und Bautechnik gesungen, sondern von dem was die Menschen in der Seestadt so beschäftigt in der Seestadt. „Ich bekomme das
über viele Wege mit, was die Menschen gerade bewegt. Die sozialen Medien liefern da natürlich sehr viel Stoff für Geschichten,
aber auch in den vielen einzelnen Begegnungen mit Menschen aus der Seestadt, erfahre ich viel. Und das mache ich dann zu einem
Lied.“ Das Ergebnis sind Erzählungen über den Nachbar_innentreff YellaYella!, der legendären Seestadt-Kater Charlie, den autonom
fahrenden Bus der Wiener Linien, die Geschäfte in der Seestadt oder die vielfältigen Initiativen in der Seestadt – ein Lied,
das bald hier auf dem Blog des Stadtteilmanagements Seestadt aspern zu hören sein wird.
Was denn das sei, dass die Stadtentwicklung
als Thema so spannend mache? „Es ist eben Teil des Alltags und man fragt sich wie es wird, wenn sich das Grätzel verändert.“
Als Beispiel dafür, warum das vermeintlich banale, so interessant sein kann nennt der Liedermacher das Seeparkquartier: „Man
fragt sich, wie sich das Grätzel entwickeln wird, wenn da neue Gebäude und neue Menschen dazu kommen. Wenn dann auf einmal
Menschen vom HoHo über den Stadtteil sehen, kann das auch ein neues Gefühl auslösen. Und am Ende trifft man sich dann vielleicht
beim Fußball spielen. Es verändern sich ja auch auf einmal Perspektiven, wenn der Bauzaun geöffnet wird und ein neues Quartier
begehbar wird.
Die Seestadt als Ort des Ankommens
Für Wulli ist die Seestadt jedoch nicht nur Lieferant
für den Stoff seiner Lieder, sondern hat auch persönliche Bedeutung. Für ihn und viele andere BewohnerInnen der Seestadt ist
es ein Ort des Ankommens. „Hier bin ich gerne und weiß, dass ich bleiben will. Viele Menschen haben gleichzeitig bei Null
an einem Ort ohne gemeinsame Geschichte begonnen. Da gibt es kein über- oder unterordnen. Das verbindet.“ Diese persönliche
Verbundenheit mit dem Ort aspern Seestadt will Wulli mit dem Künstlernamen „Der Wulli aus der Seestadt“ gewürdigt wissen.
Durch das gemeinsame leben von Anfang an, an einem Ort, baue sich über Jahre eine gemeinsame Geschichte
auf, man lerne Menschen kennen und tausche sich aus. Daraus ergeben sich Möglichkeiten des gemeinsamen Arbeitens. Gemeinsames
Arbeiten hat sich beispielsweise mit dem Künstler Briant Rokyta ergeben – eine Zusammenarbeit, die fortwährend ist. „Und da
seid ihr im Stadtteilmanagement natürlich wichtig mit der Vernetzung von KünstlerInnen oder Initiativen.“, würdigt Wulli
die Arbeit des Stadtteilmanagements, in dessen Räumlichkeiten am Hannah-Arendt-Platz das Interview geführt wird. Das wichtige
und schöne hier in der Seestadt sei, dass man einfach die Initiative ergreifen kann und das auch von der Gemeinschaft wertgeschätzt
werde.
Weitere Informationen