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Im Frühjahr 2023 starten die Studiengänge in der Charlotte Fresenius Privatuniversität. Ihr Schwerpunkt: Nachhaltigkeit.
Gründungskanzler Bernhard Sams erklärt, warum das perfekt zur Seestadt passt.
Von
Trixie Moradians
Herr Sams, die Charlotte Fresenius Privatuniversität (CFPU) ist die
erste Privatuniversität mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit in Österreich. Warum haben Sie als Standort die Seestadt gewählt?
Es
war ein spannender Diskurs, der diesbezüglich bei uns stattgefunden hat: Als Uni will man ja eigentlich in die City, schon
allein wegen der Sichtbarkeit. Hier galt es zwischen der Innenstadtlage und der Nachhaltigkeit
des Ortes abzuwägen. Es war klar, wenn wir uns ernst nehmen wollen, dann müssen wir in die Seestadt. Es ist genau das Umfeld,
das zum Ausdruck bringt, was wir sind.
Inwiefern?
Wenn
man im Thema Nachhaltigkeit zu Hause ist, beschäftigt man sich mit den unterschiedlichsten Facetten. Wir hören immer von der
Klimadepression oder Klimafrustration. Diese Ausdrücke sind ein Spiegelbild der aktuellen gesellschaftlichen Stimmung. Das
Konzept der Seestadt entspricht einer realisierbaren Hoffnung zur Klimawende: Sie ist eine nachhaltige, lebenswerte und zukunftsfähige
Form der Stadt.
Was bedeutet nachhaltige Stadtentwicklung für die Wirtschaft?
Welchen
Bereich man auch immer diesbezüglich angeht, er sollte letztlich selbsttragend sein und ohne Subventionen auskommen. Nachhaltigkeit
und Wirtschaftlichkeit zu vereinen, bedeutet daher das Zusammenleben neu zu denken.
Der Mensch und die Natur müssen letztlich eine Einheit bilden. Die Seestadt versteht es, diese beiden Aspekte zu vereinen.
Ist
die Seestadt auch als Forschungsobjekt interessant?
Wir sind ein Start-up mit einer großen
Mutter im Hintergrund, der COGNOS Education GmbH. Wir haben Standorte in allen großen deutschen Städten und nun auch in Wien.
Mit unserem neuen Institut in der aspern Seestadt sind wir Avantgarde, und wir möchten uns natürlich auch
einbringen. Es ist wie Bioregionalismus: „Dort, wo du bist, schlage Wurzeln und sei wirksam.“ Für uns ist die Weiterentwicklung
der Stadt sehr spannend, weil wir hier in ein offenes, werdendes Umfeld ziehen. Wir wollen ein aktiver, kreativer Teil der
Seestadt werden. Die Seestadt ist für uns ein Reallabor, wo die Studierenden in ganz konkreten Bereichen, mit Unternehmen
Forschung betreiben können. Das ist eine „Partnership Made in Heaven“. Hier wird all das umgesetzt, was wir den Studierenden theoretisch beibringen. Hier können wir direkte Feldforschung betreiben und experimentieren,
aber auch sehen, was vielleicht nicht so gut funktioniert. Um die Anwendung der Theorie zu sehen, müssen wir hier nur aus
dem Fenster blicken.
Und welche wirtschaftlichen Felder tun sich in diesem Zusammenhang
auf?
Wir reden hier von einer erforderlicher Großtransformation. Davon sind Gesellschaft
und Wirtschaft meilenweit entfernt. Mit unserer Transformationsforschung wollen wir den notwendigen Wandel hin zu einem nachhaltigeren
Denken und Handeln aktiv vorantreiben. Dazu müssen wir eine den Menschen und seine Umwelt berücksichtigende Lebensform finden und lebenswerte Visionen bauen, die greifbar sind – so wie in der Seestadt. Hier wollen wir den Nachweis
bringen, dass dies eine lebenswerte und zukunftsträchtige Alternative ist.
Was
erwarten Sie von der Vernetzung mit den unterschiedlichen Institutionen in der Smart City Seestadt?
Vernetzen
ist für uns lebendiger Diskurs mit allen relevanten Stakeholdern. Unsere Institution trägt diese neuen Ansätze nach draußen.
Wir wollen für unsere Stakeholder ein wichtiger Partner mit Know-how, Herz und Begeisterung sein. Auch wenn wir nie zu 100
Prozent alle Menschen erreichen können, werden unsere Netzwerke wachsen. Dabei bildet die Seestadt das Epizentrum, von wo
aus alle Ideen zum Thema Nachhaltigkeit immer weitere Wurzeln schlagen werden. Das ist ein bisschen vergleichbar mit den guten
Vorsätzen, die man an Silvester trifft. Wenn man sich vornimmt, seine Lebensgewohnheiten zu verändern, gesünder zu leben,
mehr Sport zu treiben, braucht man als erstes „Mittäter“, die einen dabei unterstützen. Wenn man nur Couch-Potatoes als Freunde
hat, dann wird es schwer, die alten Gewohnheiten durch neue zu ersetzen. Man braucht also Menschen, die diese Werte schon
leben und diese Energie weitergeben. Es geht um den Spirit, der in einer Gemeinschaft herrscht. Der ist wichtig, um erfolgreich
die Widerstände, die es bei Veränderungen gibt, aufzulösen. Daher kann die Großtransformation nur funktionieren, wenn man
die Gemeinschaft von Gleichdenkenden sucht, die sich wechselseitig die Kraft und den Drive dafür geben. Ich halte dies neben
den Gesetzen und Regularien zur Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien für einen mindestens ebenso wichtigen Erfolgsfaktor.
Wann
starten die Studiengänge?
Wir starten im Sommersemester 2023 mit den nachhaltigkeitsorientierten
Bachelorstudiengängen Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspsychologie. Unser USP als Privatuniversität ist Wertschätzung,
wobei das Hauptaugenmerk auf dem Individuum liegt. Das ist eben nur auf einer kleinen Uni möglich. Außerdem führen wir computerbasierte
Kompetenzanalysen und regelmäßige Entwicklungsgespräche durch. Wir bieten den Studierenden eigene Vertrauensprofessoren und
viele weitere Möglichkeiten zur Persönlichkeitsentwicklung an. Wir haben den Anspruch auf Impact, auf reale Wirkung, dafür
ist nicht nur Wissen, sondern auch eine wirkungsvolle Persönlichkeit vonnöten.