Zum internationalen Frauentag 2018 sprachen wir mit einer Seestädterin. Wir wollten von ihr wissen, wie eine Frau in der Seestadt
lebt. Was es braucht, um Beruf und Familie gut zu vereinbaren und was sie anderen Frauen für ihr tägliches Leben empfiehlt.
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Angelina Jolie ist vielen Frauen ein Vorbild. Sie ist UN-Botschafterin, erfolgreiche
Schauspielerin und Mutter von sechs Kindern. Wie sie ihr Leben meistert, das erfahren wir aus den Medien. Ob das von ihr präsentierte
Bild stimmt, das wissen wir nicht so genau.
Wir möchten am internationalen Frauentag ein Vorbild aus unserer Nachbarschaft
vorstellen. Eine Frau, die zum Angreifen nahe ist und uns vielleicht täglich im Supermarkt begegnet. Unsere Interviewpartnerin
Regina Burcsa lebt gemeinsam mit ihrem Mann und zwei Kindern in der Seestadt. Sie stammt aus Ungarn, spricht 4 Sprachen und
arbeitet beim Bekleidungsunternehmen C&A in einer Führungsposition.
Unsere erste Frage an Regina:
Wie sieht für dich ein typischer Wochentag aus?
„Mein Mann und ich stehen gemeinsam auf. Wir nehmen uns eine
Stunde Zeit, um die Kinder fertig zu machen. Wir versuchen jeden Tag gemeinsam zu frühstücken. Meistens bringt mein Mann meine
Tochter in den Kindergarten und meinen Sohn in die Schule. Für uns Eltern ist es wirklich perfekt, dass die Kinder in das
gleiche Gebäude gehen. Dann fahre ich mit Bus und U-Bahn in die Arbeit. Ich brauche ca. 30 Minuten bis ich in meinem Büro
bin. Ich bin dann zwischen 8.30 und 9 Uhr dort. Früher als 18 Uhr komme ich eher selten nach Hause. Manchmal muss ich
leider bis 19 Uhr oder 20 Uhr arbeiten. Vor allem dann, wenn ich viele Termine habe. Ein bis zwei Mal die Woche hole ich die
Kinder ab, dann muss ich um 16 Uhr vom Büro weg, und dann bedeutet das für mich, dass ich am nächsten Tag länger in der Arbeit
bin.“
Was braucht es, um Beruf und Familie gut unter einen Hut zu bringen?
„Mein Mann
unterstützt mich sehr. Unser Glück ist es, das er selbstständig ist und er sich seine Arbeit gut einteilen kann. Natürlich
hat auch er fixe Termine, die er einhalten muss. Außerdem arbeitet er dreimal pro Monat am Samstag und da bin ich ja
bei meinen Kindern zu Hause.“
Was wünscht du dir, um noch besser zurecht zu kommen?
„Ich
bin wirklich sehr froh, dass ich meine Putzfrau habe. Derzeit funktioniert es sehr gut. Vor allem deshalb, weil mein Mann
sehr flexibel ist. Außerdem haben wir uns den Haushalt gut aufgeteilt. Ich bin zuständig für die Wäsche und mein Mann für
die Küche. Wenn ich auch noch alles im Haushalt erledigen müsste, dann könnte ich meine Job nicht machen.“
Wenn
du hörst, dass Frauen Familie und Karriere leicht unter einen Hut bringen können. Was denkst du dir dabei?
„Es
ist schwierig, aber schon möglich. Aber ich persönlich musste mich schon sehr umstellen. Am Anfang wollte ich mich in der
Arbeit beweisen und ich kam gestresst nach Hause. Das hat sich natürlich auf meine Familie ausgewirkt. Jetzt versuche ich,
wenn ich aus dem Büro gehe, alles dort zu lassen. Damit ich dann 100% nur mehr für meine Familie und meine Kinder da sein
kann. Mir ist es sehr wichtig, täglich mit meinen Kindern zu spielen und ihnen dabei die volle Aufmerksamkeit zu geben. Wir
sind auch sehr viel an den Wochenenden im Freien unterwegs. Ich spreche täglich mit meinen Kinder und höre ihnen bewusst zu.
Ich frage sie: Was hast du heute erlebt? Was war das Beste an deinem Tag? Was war das Schlimmste?“
Was
empfiehlst du Frauen, die noch keine Kinder haben, aber vielleicht einen gut bezahlten Job?
„Ich empfehle allen
Frauen am Anfang mehr Energie in ihre Karriere zu investieren. Solange du als Frau keine Kinder hast, ist das in
Ordnung. Mit Kindern ändert sich dann alles. Ich bekam diesen Job, den ich jetzt mache, bereits angeboten, als ich kurz
vor der Gründung der Familie stand. Ich lehnte ab, weil es zu dem Zeitpunkt nicht passte und das habe ich nie bereut! Das
war die Periode meines Lebens, wo ich mich auf meine Kinder und Familie konzentrierte. 5 Jahre später hatte ich wieder
die Möglichkeit und ich nutzte sie.“
Was empfiehlst du Frauen, die Kinder haben und mit dem Wiedereinstieg
in den Beruf kämpfen?
„Geht bitte nicht direkt nach der Schule in die Karenz. Sammelt erstmal vielfältige berufliche
Erfahrungen, und baut euch eine gute Beziehung zu einer Firma auf. Dann ist es in der Regel absolut kein Problem wieder in
die Firma zurück zu gehen. Wenn das dann doch nicht möglich ist, bildet euch weiter. Während der Karenz oder später als Teilzeitkraft
kann man sich für den Wiedereinstieg weiterbilden, z.B. Sprachen lernen oder Kurse besuchen. Ohne Unterstützung des Mannes
und der Familie ist das aber schwierig. Also sprecht mit euren Männern: macht euch genau aus, wer für was zuständig ist und
holt euch Unterstützung. Ich finde auch wichtig, dass man nicht zu lange zu Hause bleibt. In der heutigen Welt ändert sich
auch technisch sehr viel in einem Unternehmen, was dann den Wiedereinstieg noch schwieriger macht."
Was
ist dein Erfolgsgeheimnis für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
„Heute wird von Frauen noch immer
sehr viel erwartet. Ein Partner der Dich liebt und unterstützt ist ein wichtiger Faktor, um auch in der Arbeit eine gute
Leistung zu bringen. Bei C&A bin die einzige Frau in einer Führungsposition. Oftmals verzichte ich auf Abendevents in
der Firma. Das war am Anfang nicht sehr gerne gesehen. Denn für alle anderen Männer ist es ja kein Problem dabei zu sein.
Ich traute mich jedoch NEIN zu sagen. Das Gute ist, das wird jetzt auch akzeptiert und hatte bisher keine negativen Auswirkungen.“
Wir danken Regina Burcsa für das Interview!
4 Tipps zur Planung des Wiedereinstieges
in den Beruf:
Vernetzen Sie sich mit anderen Frauen.
Erzählen
Sie jedem, den Sie treffen, dass Sie einen Job suchen. Es gibt keinen Grund sich zu schämen!
Bilden
Sie sich weiter und lassen Sie sich dafür beraten.
Holen Sie sich die dafür erforderlichen Infos
von Ihrem Stadtteilmanagement aspern!